Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, inwieweit den Handelsbeziehungen zwischen der EU und Afrika ungleiche Machtstrukturen zugrunde liegen, welche durch die derzeitige Ausgestaltung der Handelspolitik fortgeschrieben und reproduziert werden. Speziell werden die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen, besser bekannt als Economic Partnership Agreements (EPA) mit abschließendem Fokus auf das EPA mit der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) in den Blick genommen. Diese Abkommen ersetzen das System der einseitigen Handelspräferenz zugunsten der Gruppe der afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten (AKP) durch ein reziprokes Handelssystem, weshalb die AKP-Länder ihre Märkte auch für europäische Produkte öffnen müssen. Es wird untersucht, unter welchen Bedingungen die Freihandelsabkommen zustande gekommen und welche Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung zu erwarten sind.
Nach einer kurzen Einführung in die Thematik wird im zweiten Kapitel der Zusammenhang von Kapitalismus und Imperialismus in einem globalen Wirtschafts- und Handelssystem theoretisiert und die ungleiche Entwicklung verschiedener Weltregionen analysiert. Hierbei wird auch die Intensivierung und Ausdehnung kapitalistischer Verhältnisse vor dem Hintergrund der Durchsetzung des neoliberalen Paradigmas als wirtschaftspolitischer Mainstream thematisiert. Im nachfolgenden Kapitel wird die Handelspolitik der Europäischen Union in einem globalen Kontext verortet, wobei in erster Linie die Rahmenbedingungen der Welthandelsorganisation zu nennen sind, und Merkmale und Hintergründe der Handelspolitik der EU – auch in Hinblick auf normative Komponenten – dargelegt werden. Im Anschluss daran wird konkret auf die Economic Partnership Agreements eingegangen. Nach einem kurzen chronologischen Abriss der Handelsbeziehungen zwischen der EU und Afrika und grundlegenden Informationen wird eine Kritik an den EPAs vorgenommen, die unter Bezugnahme auf politische und ökonomische Expert*innen sowie Vertreter*innen aus der afrikanischen und europäischen Zivilgesellschaft untermauert wird. Abschließend wird das Beispiel Westafrikas näher beleuchtet und das EPA mit der ECOWAS-Gruppe im Detail auf inhärente Machtasymmetrien untersucht.