Abstract (deu)
Diese Masterarbeit befasst sich als eine der ersten Forschungsarbeiten im kontinentaleuropäischen Sprachraum mit der Professionalisierung des Gerichtsdolmetschens in Argentinien. Der Fokus liegt dabei auf der Stadt Buenos Aires. Sie stützt sich neben der vorhandenen Literatur auf drei Experteninterviews mit vereidigten ÜbersetzerInnen, die an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Buenos Aires unterrichten und als GerichtsdolmetscherInnen arbeiten. Im ersten Teil der Arbeit werden der Beruf GerichtsdolmetscherIn vorgestellt und seine Entwicklungsgeschichte sowie seine Professionalisierung, welche sehr früh begann, nachgezeichnet. Da die Etablierung einer angemessenen (universitären) Ausbildung einen zentralen Schritt des Professionalisierungsprozesses darstellt, untersucht der zweite Teil der vorliegenden Arbeit, inwieweit die Ausbildung von GerichtsdolmetscherInnen in der Stadt Buenos Aires die von der Dolmetschwissenschaft geforderten Kompetenzen und Fähigkeiten vermittelt und ob sie den Anforderungen, die der heutige Arbeitsmarkt an GerichtsdolmetscherInnen stellt, entspricht. Im Rahmen dieser Masterarbeit wurde gezeigt, dass die Professionalisierung des Be-rufs GerichtsdolmetscherIn bereits weit fortgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen ist. Der Berufsstand ist durch die derzeitige gesetzliche Lage geschützt. Durch die Übersetzerkammer der Stadt Buenos Aires (CTPCBA) existiert eine relativ starke Berufsvertretung, die nicht nur als Interessensvertretung fungiert, sondern auch stets bestrebt ist, den Mitgliedern Weiterbildungsmöglichkeiten sowie anderweitige Unterstützung zu bieten. Darüber hinaus fordert sie aktiv ein der Berufsethik entsprechendes Rollenbild sowie Verhalten bei der Ausübung der Tätigkeit ein. Den Schwachpunkt des Professionalisierungsprozesses stellt die universitäre Ausbildung dar, die sich vor allem auf Rechtsübersetzen konzentriert und Gerichtsdolmetschen kaum berücksichtigt. Auch wenn die Ausbildung den Anforderungen des Arbeitsmarkts gerecht zu werden scheint, da nur ein kleiner Teil der Arbeit vereidigter ÜbersetzerInnen auf das Gerichtsdolmetschen entfällt, wäre es wünschenswert, den Studierenden zumindest eine einsemestrige Lehrveranstaltung zu diesem Thema anzubieten, da somit nicht nur die Professionalisierung des Berufs weiter vorangetrieben werden würde, sondern auch der Berufseinstieg deutlich leichter wäre.