You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1339731
Title (eng)
Nudging as tool to reduce date label related food waste on consumer level
Parallel title (deu)
Nudging als Methode zur Reduktion von Lebensmittelabfall auf Konsumentenebene
Author
Corina Scherrer
Adviser
Jürgen König
Assessor
Jürgen König
Abstract (deu)
Eine der Ursachen für die weltweite Unterernährung ist die Verschwendung intakter Lebensmittel. Ein Grund, der zu Lebensmittelabfall führt, ist unter anderem das Mindesthaltbarkeitsdatum, das vom Konsumenten oft falsch verstanden wird als Datum, zu dem das Produkt nicht mehr zum Verzehr geeignet ist. In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, die starke Wirkung des Mindesthaltbarkeitsdatums auf den Konsumenten zu schwächen. Das dazu verwendete Instrument ist nudging, eine Marketingstrategie, die den Konsumenten bzw. die Konsumentin beeinflussen soll, ohne dessen/deren Wahlmöglichkeiten einzuschränken. Aus dem Englischen übersetzt bedeutet nudging schubsen, anstupsen oder anstoßen. Die verschiedenen Mechanismen, auf denen nudging basiert, sind im Paper MINDSPACE von Dolan et al. (2012) zusammengefasst. Diese Arbeit bildet die Grundlage für die Planung des vorliegenden Projektes. In meiner Masterarbeit kommen die MINDSPACE Mechanismen Salience (Auffälligkeit), Norms (soziale Normen), Messenger (Wer sendet die Botschaft?) und Priming (Beeinflussung im Vorhinein) zur Anwendung. Dazu wurde ein Online-Fragebogen erstellt mit dem Bild eines Jogurtbechers, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten war. Die Teilnehmer_innen sahen entweder einen Jogurtbecher mit einer nudge-Botschaft vor sich, oder mit leerer Oberfläche, wenn es sich um die Kontrollgruppe handelte. Nun wurde die Akzeptanz des Jogurts erhoben anhand von Fragen zur Bereitschaft zum Verzehr, zum Anbieten an Gäste sowie zu sensorischen Attributen wie Einschätzung des Geruchs, des Geschmacks und der Sicherheit des Produkts. Weiters wurden Fragen gestellt zu persönlichen Gründen, Lebensmittel wegzuwerfen, zum Wissen über die Definition des Mindesthaltbarkeitsdatums und zu persönlichen Einstellungen und Werten in Bezug auf Lebensmittelabfall und Nachhaltigkeit (Food Waste Beliefs). Die nudge-Gruppen zeigten im Vergleich zur Kontrollgruppe keine gesteigerte Akzeptanz des Jogurts (hypothetischer Verzehr Kontrollgruppe: 96.5%; nudging Gruppe “98% der Österreicher”: 95.7%; nudging Gruppe “Hygieneexperte”: 88.6%; nudging Gruppe “Reifer ist besser”: 87.9%; nudging Gruppe “Priming”: 90.1%). Im Gegenteil war eher ein umgekehrter Trend zu beobachten. So schätzten die Teilnehmer_innen in der nudging Gruppe „Hygieneexperte“, die dem MINDSPACE Mechanismus „messenger“ zugeordnet ist, dass sie das Jogurt weniger mögen würden, als jene der Kontrollgruppe (Einschätzung Geschmack: Skala von 1 überhaupt nicht – 7 sehr gut; nudging Gruppe „Hygieneexperte“ Median 5, Kontrollgruppe Median 6). 91.8% der Befragten geben an, dass das Jogurt noch zum Verzehr geeignet sei. Allerdings würde nur rund die Hälfte (46.3%) das Produkt auch Gästen anbieten. Die nudging Botschaften änderten jedenfalls nichts an der Bereitschaft, das Jogurt auch Gästen anzubieten (Bereitschaft, das Jogurt Gästen anzubieten Kontrollgruppe: 45.9%; nudging Gruppe “98% der Österreicher”: 46.8%; nudging Gruppe “Hygieneexperte”: 44.3%; nudging Gruppe “Reifer ist besser”: 47.3%; nudging Gruppe “Priming”: 47.3%). Ein Großteil der Teilnehmer_innen – 63.3 % – gibt an, weniger als der durchschnittliche Bürger an Lebensmittelabfall zu produzieren. 75.3% wählen die richtige Definition des Mindesthaltbarkeitsdatums aus. Ebenfalls ist die Zustimmung zu den Food Waste Beliefs generell hoch (Modus Kategorie 4 oder 5 auf einer Skala von 1 keine Zustimmung – 5 volle Zustimmung). Am skeptischsten zeigten sich die Teilnehmer beim Food Waste Belief „Ich glaube, wenn ich mich bemühe, Lebensmittelabfälle zu reduzieren, kann dies den Welthunger mindern“ (Modus Kategorie 3). Frauen zeigen eine teilweise höhere Zustimmung zu den Food Waste Beliefs als Männer. So fühlen sie sich beispielsweise schlechter, wenn sie Lebensmittel entsorgen. Eine Vermutung für die geringe Reaktion auf die Nudges ist, dass diese zu offensichtlich gewählt waren. Die Teilnehmer waren eventuell verwirrt davon oder ließen sich einfach nicht beeindrucken. Eventuell waren die Befragten auch schon sensibilisiert auf die Themen Nachhaltigkeit und Lebensmittelabfall und beantworteten den Fragebogen dementsprechend, indem sie eine höhere Akzeptanz für das Produkt angaben. Das Design der Nudges müsste folglich hinsichtlich der Zielgruppe überarbeitet werden, um auf deren Informationsstand einzugehen und so eine tatsächliche Steigerung der Akzeptanz zu erreichen. In einem weiteren Schritt empfiehlt sich eine tatsächliche Verkostung von Jogurts mit Nudges und einer Kontrollgruppe im sensorischen Labor. Dadurch könnten aussagekräftigere Ergebnisse erzielt werden, als wenn die Attribute von den Teilnehmern, wie in der vorliegenden Arbeit, nur hypothetisch eingestuft werden.
Abstract (eng)
Food waste is generally accepted to be one of the causes for global undernutrition. The best before date on yogurts is often misunderstood and is one reason for food waste generated by the consumer. In the present study, the intention was to lower the power of the best before date label in the consumers’ perception by using nudging methodology. Nudging is a marketing tool to influence individuals without taking away or limiting their options. Several nudging mechanisms are known which are collected in the framework MINDSPACE. In the present work, the cues: salience, norms, messenger and priming were applied. This was done by raising data about the perceptions of a yogurt with exceeded best before date seen as a picture in a questionnaire. The questionnaire contained questions about the participant’s willingness to eat the yogurt, the willingness to offer it to guests, and various sensory properties of the product. Furthermore, data were assessed about reasons for individual food waste, knowledge about the definition of the best before date, and personal food waste beliefs. Results showed that there was no increased acceptance of the yogurts to be observed in the nudged groups compared to the control group (hypothetical consumption control group: 96.5%; nudge group “98% der Österreicher”: 95.7%; nudge group “Hygieneexperte”: 88.6%; nudge group “Reifer ist besser”: 87.9%; nudge group “Priming”: 90.1%). In fact, the liking of the nudging group “Hygieneexperte” was lower than the liking of the control group (liking scale from 1 - “not enjoyable at all” to 7 - “very enjoyable”; nudge group “Hygieneexperte”: median 5; control group: median 6). Generally, the participants claim that they still would consume the yogurt to a high percentage (91.8%). However only half of them would also offer the yogurts with exceeded date labels to their guests (46.3%). But again, the nudges applied do not change the willingness to offer the product to guests (willingness to offer to guests control group: 45.9%; nudge group “98% der Österreicher”: 46.8%; nudge group “Hygieneexperte”: 44.3%; nudge group “Reifer ist besser”: 47.3%; nudge group “Priming”: 47.3%). A majority of the participants – 63.3% – claim their personal amount of food waste to be lower than the average. 75.3% of the participants chose the correct definition of the best before date and there is a generally high consent to the food waste beliefs (category 4 or 5 on a scale from 1 “I don’t agree at all” to 5 “I totally agree”) except for one belief. The consent to the food waste belief “I feel my efforts to decrease food waste can assist in reducing world hunger” shows a lower degree of consent from the participants (mode category 3). Women feel worse when they are disposing food items than men do. For further research, a laboratory experiment with tasting of yogurts could be an approach to gain more powerful results. With this method, the hypothetical answering of the questions would be replaced by using the senses smell, taste and sight to assess the acceptance of the product which equals to a higher degree the real life situation. Also, the design of the nudges need further thinking in terms of their effect they might have on the target group. If the potential consumers of the yogurt are expected to be well informed about the topics food waste and sustainability this knowledge should be taken into consideration when creating the nudges. The nudging architects could work hand in hand with the consumers to make sure every side – the political players and the sustainable consumer – achieves the desired effect – which is to reduce food waste.
Keywords (eng)
nudgingdate labelbest before datefood wasteyogurtconsumer
Keywords (deu)
NudgingMindesthalbarkeitsdatumFood WasteLebensmittelabfallKonsumentJogurt
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1339731
rdau:P60550 (deu)
89 Seiten : Illustrationen, Diagramme
Number of pages
89
Members (1)
Title (eng)
Nudging as tool to reduce date label related food waste on consumer level
Parallel title (deu)
Nudging als Methode zur Reduktion von Lebensmittelabfall auf Konsumentenebene
Author
Corina Scherrer
Abstract (deu)
Eine der Ursachen für die weltweite Unterernährung ist die Verschwendung intakter Lebensmittel. Ein Grund, der zu Lebensmittelabfall führt, ist unter anderem das Mindesthaltbarkeitsdatum, das vom Konsumenten oft falsch verstanden wird als Datum, zu dem das Produkt nicht mehr zum Verzehr geeignet ist. In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, die starke Wirkung des Mindesthaltbarkeitsdatums auf den Konsumenten zu schwächen. Das dazu verwendete Instrument ist nudging, eine Marketingstrategie, die den Konsumenten bzw. die Konsumentin beeinflussen soll, ohne dessen/deren Wahlmöglichkeiten einzuschränken. Aus dem Englischen übersetzt bedeutet nudging schubsen, anstupsen oder anstoßen. Die verschiedenen Mechanismen, auf denen nudging basiert, sind im Paper MINDSPACE von Dolan et al. (2012) zusammengefasst. Diese Arbeit bildet die Grundlage für die Planung des vorliegenden Projektes. In meiner Masterarbeit kommen die MINDSPACE Mechanismen Salience (Auffälligkeit), Norms (soziale Normen), Messenger (Wer sendet die Botschaft?) und Priming (Beeinflussung im Vorhinein) zur Anwendung. Dazu wurde ein Online-Fragebogen erstellt mit dem Bild eines Jogurtbechers, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten war. Die Teilnehmer_innen sahen entweder einen Jogurtbecher mit einer nudge-Botschaft vor sich, oder mit leerer Oberfläche, wenn es sich um die Kontrollgruppe handelte. Nun wurde die Akzeptanz des Jogurts erhoben anhand von Fragen zur Bereitschaft zum Verzehr, zum Anbieten an Gäste sowie zu sensorischen Attributen wie Einschätzung des Geruchs, des Geschmacks und der Sicherheit des Produkts. Weiters wurden Fragen gestellt zu persönlichen Gründen, Lebensmittel wegzuwerfen, zum Wissen über die Definition des Mindesthaltbarkeitsdatums und zu persönlichen Einstellungen und Werten in Bezug auf Lebensmittelabfall und Nachhaltigkeit (Food Waste Beliefs). Die nudge-Gruppen zeigten im Vergleich zur Kontrollgruppe keine gesteigerte Akzeptanz des Jogurts (hypothetischer Verzehr Kontrollgruppe: 96.5%; nudging Gruppe “98% der Österreicher”: 95.7%; nudging Gruppe “Hygieneexperte”: 88.6%; nudging Gruppe “Reifer ist besser”: 87.9%; nudging Gruppe “Priming”: 90.1%). Im Gegenteil war eher ein umgekehrter Trend zu beobachten. So schätzten die Teilnehmer_innen in der nudging Gruppe „Hygieneexperte“, die dem MINDSPACE Mechanismus „messenger“ zugeordnet ist, dass sie das Jogurt weniger mögen würden, als jene der Kontrollgruppe (Einschätzung Geschmack: Skala von 1 überhaupt nicht – 7 sehr gut; nudging Gruppe „Hygieneexperte“ Median 5, Kontrollgruppe Median 6). 91.8% der Befragten geben an, dass das Jogurt noch zum Verzehr geeignet sei. Allerdings würde nur rund die Hälfte (46.3%) das Produkt auch Gästen anbieten. Die nudging Botschaften änderten jedenfalls nichts an der Bereitschaft, das Jogurt auch Gästen anzubieten (Bereitschaft, das Jogurt Gästen anzubieten Kontrollgruppe: 45.9%; nudging Gruppe “98% der Österreicher”: 46.8%; nudging Gruppe “Hygieneexperte”: 44.3%; nudging Gruppe “Reifer ist besser”: 47.3%; nudging Gruppe “Priming”: 47.3%). Ein Großteil der Teilnehmer_innen – 63.3 % – gibt an, weniger als der durchschnittliche Bürger an Lebensmittelabfall zu produzieren. 75.3% wählen die richtige Definition des Mindesthaltbarkeitsdatums aus. Ebenfalls ist die Zustimmung zu den Food Waste Beliefs generell hoch (Modus Kategorie 4 oder 5 auf einer Skala von 1 keine Zustimmung – 5 volle Zustimmung). Am skeptischsten zeigten sich die Teilnehmer beim Food Waste Belief „Ich glaube, wenn ich mich bemühe, Lebensmittelabfälle zu reduzieren, kann dies den Welthunger mindern“ (Modus Kategorie 3). Frauen zeigen eine teilweise höhere Zustimmung zu den Food Waste Beliefs als Männer. So fühlen sie sich beispielsweise schlechter, wenn sie Lebensmittel entsorgen. Eine Vermutung für die geringe Reaktion auf die Nudges ist, dass diese zu offensichtlich gewählt waren. Die Teilnehmer waren eventuell verwirrt davon oder ließen sich einfach nicht beeindrucken. Eventuell waren die Befragten auch schon sensibilisiert auf die Themen Nachhaltigkeit und Lebensmittelabfall und beantworteten den Fragebogen dementsprechend, indem sie eine höhere Akzeptanz für das Produkt angaben. Das Design der Nudges müsste folglich hinsichtlich der Zielgruppe überarbeitet werden, um auf deren Informationsstand einzugehen und so eine tatsächliche Steigerung der Akzeptanz zu erreichen. In einem weiteren Schritt empfiehlt sich eine tatsächliche Verkostung von Jogurts mit Nudges und einer Kontrollgruppe im sensorischen Labor. Dadurch könnten aussagekräftigere Ergebnisse erzielt werden, als wenn die Attribute von den Teilnehmern, wie in der vorliegenden Arbeit, nur hypothetisch eingestuft werden.
Abstract (eng)
Food waste is generally accepted to be one of the causes for global undernutrition. The best before date on yogurts is often misunderstood and is one reason for food waste generated by the consumer. In the present study, the intention was to lower the power of the best before date label in the consumers’ perception by using nudging methodology. Nudging is a marketing tool to influence individuals without taking away or limiting their options. Several nudging mechanisms are known which are collected in the framework MINDSPACE. In the present work, the cues: salience, norms, messenger and priming were applied. This was done by raising data about the perceptions of a yogurt with exceeded best before date seen as a picture in a questionnaire. The questionnaire contained questions about the participant’s willingness to eat the yogurt, the willingness to offer it to guests, and various sensory properties of the product. Furthermore, data were assessed about reasons for individual food waste, knowledge about the definition of the best before date, and personal food waste beliefs. Results showed that there was no increased acceptance of the yogurts to be observed in the nudged groups compared to the control group (hypothetical consumption control group: 96.5%; nudge group “98% der Österreicher”: 95.7%; nudge group “Hygieneexperte”: 88.6%; nudge group “Reifer ist besser”: 87.9%; nudge group “Priming”: 90.1%). In fact, the liking of the nudging group “Hygieneexperte” was lower than the liking of the control group (liking scale from 1 - “not enjoyable at all” to 7 - “very enjoyable”; nudge group “Hygieneexperte”: median 5; control group: median 6). Generally, the participants claim that they still would consume the yogurt to a high percentage (91.8%). However only half of them would also offer the yogurts with exceeded date labels to their guests (46.3%). But again, the nudges applied do not change the willingness to offer the product to guests (willingness to offer to guests control group: 45.9%; nudge group “98% der Österreicher”: 46.8%; nudge group “Hygieneexperte”: 44.3%; nudge group “Reifer ist besser”: 47.3%; nudge group “Priming”: 47.3%). A majority of the participants – 63.3% – claim their personal amount of food waste to be lower than the average. 75.3% of the participants chose the correct definition of the best before date and there is a generally high consent to the food waste beliefs (category 4 or 5 on a scale from 1 “I don’t agree at all” to 5 “I totally agree”) except for one belief. The consent to the food waste belief “I feel my efforts to decrease food waste can assist in reducing world hunger” shows a lower degree of consent from the participants (mode category 3). Women feel worse when they are disposing food items than men do. For further research, a laboratory experiment with tasting of yogurts could be an approach to gain more powerful results. With this method, the hypothetical answering of the questions would be replaced by using the senses smell, taste and sight to assess the acceptance of the product which equals to a higher degree the real life situation. Also, the design of the nudges need further thinking in terms of their effect they might have on the target group. If the potential consumers of the yogurt are expected to be well informed about the topics food waste and sustainability this knowledge should be taken into consideration when creating the nudges. The nudging architects could work hand in hand with the consumers to make sure every side – the political players and the sustainable consumer – achieves the desired effect – which is to reduce food waste.
Keywords (eng)
nudgingdate labelbest before datefood wasteyogurtconsumer
Keywords (deu)
NudgingMindesthalbarkeitsdatumFood WasteLebensmittelabfallKonsumentJogurt
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1339732
Number of pages
89