Abstract (deu)
Durch ihren speziellen Stoffwechsel und die Fähigkeit Kohlenstoff zu fixieren, bilden chemoautotrophe Mikroorganismen eine Quelle der Primärproduktion für eine große Zahl an lichtlimitierten Ökosystemen. Seit ihrer Entdeckung 1977 wurden chemoautotrophe Symbionten aufgrund der großen Vielfalt ihrer Ökophysiologie, Phylogenie und Lebensräume, als experimentelle Modelle benutzt um interessante Forschungsfragen zu beantworten. Die Seichtwasser-Muschel Loripes orbiculatus (syn. Loripes lucinalis & Loripes lacteus) lebt in reduzierenden Meeressedimenten und beherbergt Schwefel-oxidierende, chemoautotrophe Endosymbionten in ihren spezialisierten Kiemen.
Ziel dieser Studie war es molekulare Methoden zu etablieren, um den Loripes orbiculatus Endosymbionten, sowohl in den Kiemen des Wirts, als auch in der freien Umwelt, verlässlich zu identifizieren und die Genome verschiedener Symbionten-Populationen zu charakterisieren.
Fluoreszenz in situ Hybridisierung (FISH), sowie 16S rRNA Amplicon-Sequenzierung wurden erfolgreich angewandt um Kiemen von Luciniden auf die Präsenz des Symbionten zu testen, stießen bei Proben aus der Umwelt jedoch an ihre Grenzen. Es gelang dennoch, während der Analyse von Sediment-Porenwasser von der Insel Elba (Italien), ein potentielles FISH Signal des Symbionten zu entdecken. Die Analyse der Genome von 9 Symbiontenstämmen untermauerte die Hypothese, dass der Symbiont tatsächlich freilebend und eher in der Wassersäule zu finden ist, als angeheftet an der Sedimentoberfläche. Ein genauerer Vergleich der Genome bot einen wertvollen Einblick in das Pan-Genom dieser Symbiontenspezies und zeigte eine unerwartet große Vielfalt an Stoffwechselwegen in den einzelnen Symbiontenstämmen. Im Zuge dieser Studien wurden einige interessante Stoffwechselwege, darunter die Verwendung von Cyanaten als Stickstoffquelle oder die Nutzung von C1-Verbindungen als Elektronenakzeptoren im Genom entdeckt und diskutiert. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Symbiontenstämme eher spezifisch für ihr Habitat sind, als für die Spezies ihres Wirts und eine Reihe von Eigenschaften besitzen, die möglicherweise Anpassungen an unterschiedliche Mikrohabitate repräsentieren. Während des Binnings der Symbiontengenome wurden zwei zusätzliche Genome der Gammaproteobakterien Endozoicomonas und Shewanella in den Kiemen entdeckt und ebenfalls durch ihre funktionellen Gene charakterisiert. Die Ergebnisse dieser Studie dienen als weiter Einblick in das genetische Potential des Loripes orbiculatus Endosymbionten und legen einen Grundstein für weitere Untersuchungen der einzigartigen Fähigkeiten dieser chemoautotrophen Systeme.