You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1340375
Title (deu)
Die Besiedelung der Dächer
eine soziologische Studie zur Dachwohnung und ihren Bewohner/innen in einem Wiener Gründerzeitviertel
Author
Camilo Carlos Molina Xaca
Advisor
Christoph Reinprecht
Assessor
Christoph Reinprecht
Abstract (deu)
Im Kontext baulich-sozialer Erneuerungs- und Umstrukturierungsprozesse ist es im dichtbebauten Stadtkern Wiens in den letzten Jahrzehnten vielfach zur Errichtung von Dachwohnungen, vornehmlich auf gründerzeitlichen („Altbau-“)Wohnhäusern gekommen. Dieses Phänomen wird zwar in der öffentlichen Berichterstattung und in stadtpolitischen Debatten thematisiert, ist jedoch aus politökonomischer und soziologischer Perspektive bisher spärlich untersucht worden. Die vorliegende Arbeit stützt sich auf eine im Winter 2015/2016 durchgeführte Fragebogenbefragung von Bewohner/innen einer repräsentativen Stichprobe von Dachwohnungen innerhalb eines begrenzten Untersuchungsgebiets, dem Volkertviertel im zweiten Bezirk Wiens (Leopoldstadt). Anhand von Daten zu den Qualitäten der Wohnungen wie zur sozialen Position und den Präferenzen ihrer Bewohner/innen werden somit einerseits Elemente einer Soziologie des „Wohnens am Dach“ zusammengetragen, die nach der gesellschaftlichen und historischen Bestimmtheit dieser Form des Wohnens fragt; andererseits wird die Dynamik der Erschließung und Besiedelung der Dächer innerhalb einer spezifischen sozialräumlichen Konstellation untersucht, nämlich jener eines gründerzeitlichen Rasterviertels mit unterdurchschnittlichem Status und „Basis-Wohnqualität“. Die Analysen zeigen, dass die „urbane Dachwohnung“ in Wien aus der privaten Investitionstätigkeit im warenförmigen Altbau resultiert und ihre typischen Bewohner/innen unter jenen höheren Berufsschichten findet, die durch die Spezialisierung der städtischen Ökonomie auf wissensintensive Aktivitäten zu den wachsenden Segmenten innerhalb der Stadtbevölkerung gehören. Im betrachteten Gründerzeitviertel hat der Dachausbau innerhalb kürzester Zeit langsamere Prozesse sozialstrukturellen Wandels überlagert und eine neue „Oberschicht“ urbanen Kleinbürgertums erzeugt, das allerdings noch vielfach in Mobilität begriffen ist. Ein hoher Anteil an Miethaushalten, Leerstand und Fluktuation innerhalb der erhobenen Dachgeschoße, aber auch das junge Alter der dort wohnenden Familien sowie ihre gespaltene Einschätzung zur Qualität ihres Wohnumfeldes kennzeichnen einen unabgeschlossenen bzw. unsicheren Verbürgerlichungsprozess: Der untersuchte Stadtteil fungiert nach wie vor in erhöhtem Grad als Arbeiter/innenviertel bzw. als „Ankunftsort“ (Arrival Space) für Immigrant/innen und zieht dadurch Strategien zur Bewältigung kleinräumiger „sozialer Durchmischung“ nach sich.
Abstract (eng)
In the context of broader processes of urban restructuring, in the past decades the inner-city parts of Vienna have been witnessing a proliferation of new attic living spaces on top of the ancient buildings dating mostly from the Viennese Gründerzeit period. Despite being a topic in media coverage and political debate, this phenomenon has scarcely been investigated from a political economic and sociological perspective. The present study relies on a survey conducted in winter 2015/2016 among the occupants of a representative sample of attic flats within a circumscribed area of the Vienna Second District (Leopoldstadt). Collected data about the qualities of the apartments as well as about the social position and the preferences of their occupants constitute some key elements for a “sociology of attic living”, that examines the social and historical determinations of this form of dwelling. Furthermore, as case study on a particular residential area, this research focusses on the process of loft conversion and “attic colonization” in its relations to a specific local setting, characterized by a formerly decaying neighborhood with a low-status population. The analysis reveals that the investigated attic dwelling in Vienna results from the (re-)commodification of ancient residential buildings and private investment in real estate; its typical occupants belong to a high-skilled middle class expanding among the city population in conjunction with the specialization of the urban economy on knowledge-based activities. In the observed neighborhood, attic conversion has within a very short period superposed far slower processes of socio-structural change and created a new “upper layer” of urban petty bourgeoisie that is however quite mobile in manifold terms. A significant proportion of tenancy as well as high levels of vacancy and occupant turnover in the examined attics, the young age of family households occupying these flats and their split estimates about the quality of their living environment, constitute signs of an unachieved, maybe even uncertain process of gentrification in an inner-city area of Vienna that still functions as working class neighborhood and as arrival space for immigrants. Middle class residents are thus induced to develop particular coping strategies in dealing with a “social mixed” living environment.
Keywords (eng)
loft conversionattic livingViennaurban regenerationgentrificationsocial mixingsocial segregationhousingurban petty bourgeoisiearrival space
Keywords (deu)
DachausbauDachwohnungVolkertviertelLeopoldstadtWien(sanfte) StadterneuerungReurbanisierungGründerzeitAltbauZinshausGentrifizierungWohnsoziologieSiedlungssoziologieUrbanitätsoziale Durchmischungsoziale Segregationsoziale Klassenakademische Berufeurbanes KleinbürgertumArrival Space
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1340375
rdau:P60550 (deu)
279 Seiten : Diagramme Karten
Number of pages
279
Study plan
Masterstudium Soziologie
[UA]
[066]
[905]
Members (1)
Title (deu)
Die Besiedelung der Dächer
eine soziologische Studie zur Dachwohnung und ihren Bewohner/innen in einem Wiener Gründerzeitviertel
Author
Camilo Carlos Molina Xaca
Abstract (deu)
Im Kontext baulich-sozialer Erneuerungs- und Umstrukturierungsprozesse ist es im dichtbebauten Stadtkern Wiens in den letzten Jahrzehnten vielfach zur Errichtung von Dachwohnungen, vornehmlich auf gründerzeitlichen („Altbau-“)Wohnhäusern gekommen. Dieses Phänomen wird zwar in der öffentlichen Berichterstattung und in stadtpolitischen Debatten thematisiert, ist jedoch aus politökonomischer und soziologischer Perspektive bisher spärlich untersucht worden. Die vorliegende Arbeit stützt sich auf eine im Winter 2015/2016 durchgeführte Fragebogenbefragung von Bewohner/innen einer repräsentativen Stichprobe von Dachwohnungen innerhalb eines begrenzten Untersuchungsgebiets, dem Volkertviertel im zweiten Bezirk Wiens (Leopoldstadt). Anhand von Daten zu den Qualitäten der Wohnungen wie zur sozialen Position und den Präferenzen ihrer Bewohner/innen werden somit einerseits Elemente einer Soziologie des „Wohnens am Dach“ zusammengetragen, die nach der gesellschaftlichen und historischen Bestimmtheit dieser Form des Wohnens fragt; andererseits wird die Dynamik der Erschließung und Besiedelung der Dächer innerhalb einer spezifischen sozialräumlichen Konstellation untersucht, nämlich jener eines gründerzeitlichen Rasterviertels mit unterdurchschnittlichem Status und „Basis-Wohnqualität“. Die Analysen zeigen, dass die „urbane Dachwohnung“ in Wien aus der privaten Investitionstätigkeit im warenförmigen Altbau resultiert und ihre typischen Bewohner/innen unter jenen höheren Berufsschichten findet, die durch die Spezialisierung der städtischen Ökonomie auf wissensintensive Aktivitäten zu den wachsenden Segmenten innerhalb der Stadtbevölkerung gehören. Im betrachteten Gründerzeitviertel hat der Dachausbau innerhalb kürzester Zeit langsamere Prozesse sozialstrukturellen Wandels überlagert und eine neue „Oberschicht“ urbanen Kleinbürgertums erzeugt, das allerdings noch vielfach in Mobilität begriffen ist. Ein hoher Anteil an Miethaushalten, Leerstand und Fluktuation innerhalb der erhobenen Dachgeschoße, aber auch das junge Alter der dort wohnenden Familien sowie ihre gespaltene Einschätzung zur Qualität ihres Wohnumfeldes kennzeichnen einen unabgeschlossenen bzw. unsicheren Verbürgerlichungsprozess: Der untersuchte Stadtteil fungiert nach wie vor in erhöhtem Grad als Arbeiter/innenviertel bzw. als „Ankunftsort“ (Arrival Space) für Immigrant/innen und zieht dadurch Strategien zur Bewältigung kleinräumiger „sozialer Durchmischung“ nach sich.
Abstract (eng)
In the context of broader processes of urban restructuring, in the past decades the inner-city parts of Vienna have been witnessing a proliferation of new attic living spaces on top of the ancient buildings dating mostly from the Viennese Gründerzeit period. Despite being a topic in media coverage and political debate, this phenomenon has scarcely been investigated from a political economic and sociological perspective. The present study relies on a survey conducted in winter 2015/2016 among the occupants of a representative sample of attic flats within a circumscribed area of the Vienna Second District (Leopoldstadt). Collected data about the qualities of the apartments as well as about the social position and the preferences of their occupants constitute some key elements for a “sociology of attic living”, that examines the social and historical determinations of this form of dwelling. Furthermore, as case study on a particular residential area, this research focusses on the process of loft conversion and “attic colonization” in its relations to a specific local setting, characterized by a formerly decaying neighborhood with a low-status population. The analysis reveals that the investigated attic dwelling in Vienna results from the (re-)commodification of ancient residential buildings and private investment in real estate; its typical occupants belong to a high-skilled middle class expanding among the city population in conjunction with the specialization of the urban economy on knowledge-based activities. In the observed neighborhood, attic conversion has within a very short period superposed far slower processes of socio-structural change and created a new “upper layer” of urban petty bourgeoisie that is however quite mobile in manifold terms. A significant proportion of tenancy as well as high levels of vacancy and occupant turnover in the examined attics, the young age of family households occupying these flats and their split estimates about the quality of their living environment, constitute signs of an unachieved, maybe even uncertain process of gentrification in an inner-city area of Vienna that still functions as working class neighborhood and as arrival space for immigrants. Middle class residents are thus induced to develop particular coping strategies in dealing with a “social mixed” living environment.
Keywords (eng)
loft conversionattic livingViennaurban regenerationgentrificationsocial mixingsocial segregationhousingurban petty bourgeoisiearrival space
Keywords (deu)
DachausbauDachwohnungVolkertviertelLeopoldstadtWien(sanfte) StadterneuerungReurbanisierungGründerzeitAltbauZinshausGentrifizierungWohnsoziologieSiedlungssoziologieUrbanitätsoziale Durchmischungsoziale Segregationsoziale Klassenakademische Berufeurbanes KleinbürgertumArrival Space
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1340376
Number of pages
279