Abstract (eng)
Verletzungen des Nervensystems, wie beispielsweise der Verlust von Gliedmaßen und Schlaganfälle, führen zu grundlegenden strukturellen und funktionellen Veränderungen von neuronalen Schaltkreisen. Diese intrinsischen Prozesse richtig zu verstärken könnte den Schlüssel darstellen um eine möglichst gute Wiederherstellung von neuronalen Funktionen zu gewährleisten. Aktuelle Forschungen konnten zeigen, dass nicht nur angrenzende Hirnareale eine unterstützende Rolle bei der Wiederherstellung von Funktionen darstellen können, sondern dass auch Hirnareale auf der kontralateralen Gehirnhälfte diese Rolle einnehmen können. Jedoch gilt es noch einige Fragen zu klären, wie diese Prozesse auf zellulärer Ebene stattfinden.
In dieser Arbeit wurde das Gehirn von Drosophila melanogaster als experimentelles Modell herangezogen, um der zellulären Dynamik von synaptischer Plastizität, welche in Folge von Verletzungen auftritt, auf den Grund zu gehen. Vorangegangene Arbeiten haben gezeigt, dass einseitiges Entfernen der Antennen von Fliegen zu rascher Degeneration von Nervenbahnen führt, jedoch Neurone welche als synaptischer Partner fungieren würden nicht davon beeinflusst zu werden scheinen. Durch Anwenden einer Aktivitäts-abhängigen GRASP Technik war es mir möglich deutliche Veränderungen an exitatorischen sowie inhibitorischen Synapsen aufzuzeigen, welche als Folge von Verletzungen an peripheren Sinnesorganen auftreten. Beispielsweise konnte gezeigt werden, dass eine einseitige Entfernung der Antennen eine erhöhte Aktivität von inhibitorischen Synapsen auf zwei exitatorischen Output Neurone zur Folge hat. Um den Effekt von neuronaler Aktivität auf synaptische Veränderungen zu bestimmen, habe Ich die Auswirkung von chronischer sensorischer Stimulation auf der verletzten Hemisphäre mit der unverletzten Hemisphäre verglichen. Interessanterweise, während wie erwähnt inhibitorische Synapsen erhöhte Aktivität auf der verletzen Seite vorweisen, zeigte eine exitatorische Synapse zwischen zwei Projektionsneuronen erhöhte Aktivität in der unverletzten Hemisphäre, was auf einen kompensatorischen Prozess in der Geruchswahrnehmung deutet.
Mit dieser detailreichen Analyse von Verletzungs-induzierter synaptischer Plastizität in einem festgelegten neuronalen Netzwerk in Drosophila konnte nicht nur gezeigt werden, dass das adulte Nervensystem fähig ist Neuronen spezifisch Synapsen zu remodellieren, sondern auch, dass neuronale Aktivität in Folge von Verletzungen möglicherweise auf kompensatorische Antworten hindeutet. Da diese Reaktion auf Verletzungen, welche in Säugetieren mehrfach beschrieben wurde, in Drosophila konserviert zu sein scheint, bietet dieses experimentelle Modell exzellente Bedingungen für weitere Forschung, um Gene zu identifizieren die für solche plastischen Prozesse essentiell sind und möglicherweise zu einem besseren Verständnis von funktioneller Wiederherstellung in verletzten Gehirnen des Menschen führen.