Abstract (deu)
Für das Barcoding von Pflanzen werden standardmäßig zwei Marker verwendet: Ribulose-1,5-bisphosphat-Carboxylase/Oxygenase (rbcL) und Maturase K (matK). Im Gegensatz zu der weitestgehend konservierten rbcL-Barcoding-Region ist die matK-Barcoding-Region sehr variable (ca. dreimal so variable wie rbcL), was mit Schwierigkeiten der Auswahl der Primer, welche für die Vervielfältigung der DNS während der Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) benötigt werden, einhergeht. Dies ist insbesondere der Fall, wenn ein weites Spektrum an verschiedenen Pflanzenfamilien untersucht wird. Frühere Studien verwendeten jeweils unterschiedliche Primerkombinationen für verschiedene Familien. Dieses Verfahren ist jedoch zeitaufwendig und teuer. In der ersten Studie dieser Arbeit, wurden 14 universelle matK-Primer, unter Verwendung von kompletten matK-Sequenzen aus GenBank, entwickelt. Mittels Kombination dieser Primer in einer Multiplex-PCR konnte die matK-Barcoding-Region aller Angiospermen erfolgreich amplifiziert werden. Die matK-Barcoding-Region wurde, zusammen mit der rbcL-Barcoding-Region, in einer zweiten Studie verwendet, um Bäume und Sträucher (3237 Individuen) in mehreren Quadraten eines 25 ha Dipterocarpaceaen-Mischwaldes in Brunei Darussalam (Borneo, Südostasien) meist auf Gattungsebene zu identifizieren und die phylogenetische Gemeinschaftsstruktur dieses Waldes zu beurteilen. Die kombinierte Matrix aus rbcL- und matK-Barcoding-Regionen [555 Haplotypen, die zu ≥154 Gattungen, 68 Familien, 25 Ordnungen nach der Angiosperm Phylogeny Group (APG) gehören], wurde verwendet, um phylogenetische Verwandtschaftsbeziehungen zu erstellen [mit und ohne Verwendung eines APG-Baums auf Ordnungsebene (APGIII)]. Ein dritter phylogenetischer Baum wurde unter Verwendung des Programms Phylomatic rekonstruiert. Dieses Programm wird traditionell von vielen Ökologen verwendet und reduziert einen existierenden Referenzbaum so, dass nur Taxa, welche in der betreffenden Pflanzengesellschaft vorkommen, enthalten sind. Die verschiedenen phylogenetischen Bäume wurden verwendet um Gesellschaftsindizes [Net Relatedness Index (NRI) and Nearest Taxon Index (NTI)] zu berechnen. Die Gesellschaftsindizes deckten jeweils die gleichen Formen der Gesellschaftsstruktur auf: in den meisten Fällen zufällige Verteilung oder phylogenetische Gruppierung. Phylogenetische Gruppierung weist auf den möglichen Einfluss abiotischer Faktoren auf die Gesellschaftsstruktur des Waldes hin. Allerdings wiesen die Gesellschaftsindizes unter Verwendung des Phylomatic-Baumes eine deutlich höhere Variation auf, welche sich mit statistischem Rauschen, einhergehend mit der niedrigen Auflösung dieses phylogenetischen Baumes, erklären lässt. Weiterhin beschäftigt sich diese Arbeit mit der molekularen Phylogenie der ökologisch und ökonomisch wichtigen Familie der Flügelfluchtgewächse (Dipterocarpaceae, Malvales), welche die dominierenden Bäume im untersuchten Wald darstellen. Die Familie der Flügelfruchtgewächse wird in drei Unterfamilien gegliedert: Dipterocarpoideae, die größte, vorwiegend in Asien vorkommende Unterfamilie, Monotoideae in Afrika, Madagaskar und dem kolumbianischen Amazonas und Pakaraimaeoideae aus den Hochländern Guayanas und Venezuela. Datierungsanalysen, basierend auf DNA-Sequenzdaten zeigen, dass die Dipterocarpoideae ca. 55 Millionen Jahre alt sind. Phylogenetische Analyse verschiedener Plastidenregionen aller drei Unterfamilien, sowie Vertreter der nah verwandten Familien Sarcolaenaceae, Cistaceae und Bixaceae zeigt verwandtschaftliche Unterschiede zu jenen in bisherigen morphologischen Klassifikationen vorgeschlagenen. Pakaraimaea (Unterfamilie Pakaraimaeoideae) bildet eine Gruppe mit Cistaceaea. Monotoideae bildet eine schwach unterstützte Schwestergruppe zu Dipterocarpoideae. In Bezug auf die Unterfamilie Dipterocarpoideae, ist Dipterocarpus Schwestergruppe zu Dryobalanops und Shoreeae, was dem morphologischen Konzepte der beiden Tribus Dipterocarpeae (Anisoptera, Cotylelobium, Dipterocarpus, Stemonoporus, Vatica, Vateria und Vateriopsis) und Shoreeae (Hopea, Parashorea, Neobalanocarpus und Shorea) im Sinne von Ashton widerspricht. Weiterhin ist die Gattung Shorea (sensu Ashton) nicht monophyletisch. Die untersuchten Genomgrößen sind klein (0,3264-0,6724 pg). Neue Chromosomenzahlen wurden ermittelt (Dipterocarpus zeylanicus Thwaites: 2n = 22; Shorea megistophylla P.S.Ashton: 2n = 14; Hopea jucunda Thwaites: 2n = 21; Shorea oblongifolia Thwaites: 2n = 14; and Vatica endertii Slooten: 2n = 22). Diese entsprechen früheren Aufzeichnungen in der Familie Dipterocarpaceae. RAD-Sequenzierung (Restriction Site Associated DNA Sequencing, eine Next-Generation-Sequenziermethode) wurde erfolgreich verwendet, um phylogenetische Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb der Shoreeae aufzulösen. Analysen von Tausenden von RAD-abgeleiteten SNPs (Single Nucleotid Polymorphisms) führen zu kongruenten, aber viel besser aufgelösten Bäumen im Vergleich zu jenen, die aus Sanger-Sequenzierung von Plastidenregionen resultieren. Bei der polyphyletischen Gattung Shorea wird auch die Monophylie einiger (Unter-)Sektionen nach Ashton nicht gestützt, während Gruppierungen nach Maury unterstützt werden. Dies trifft ebenfalls für einige (Unter-)Sektionen der monophyletischen Gattung Hopea zu. Einblicke in die Evolution von Blütenmerkmalen stützen die auf Bestäubungsbiologie und Biogeographie basierende Hypothese, dass Blüten mit großen, länglichen Antheren und mehr als 15 Staubblätternmit kurzen Anhängen einen plesiomorphen Merkmalszustand in der Unterfamilie Dipterocarpoideae darzustellen scheinen.