Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Lebensgeschichte des Lagerkommandanten von Sobibor und Treblinka, Franz Paul Stangl, der 1970 in Düsseldorf zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde. Anhand seines Werdegangs und seines Prozesses wird in dieser Arbeit dargelegt, wie sich die strafrechtliche und damit eng verknüpft die gesellschaftspolitische Aufarbeitung von NS-Verbrechen in den 1950er und 1960er Jahren gestaltet hat. Auf Basis von Franz Stangls Gesprächen mit der Journalistin Gitta Sereny, die 1971 während seines Revisionsverfahrens im Düsseldorfer Untersuchungsgefängnis stattgefunden haben, werden darüber hinaus die Beweggründe und Motive eines NS-Täters herausgearbeitet, der sich bis zuletzt keiner persönlicher Schuld und individuellen Verantwortung an der Ermordung der Juden im Rahmen der sogenannten ‚Aktion Reinhardt‘ bewusst war, der annähernd zwei Millionen Menschen zum Opfer fielen.