Abstract (deu)
In der vorliegenden Diplomarbeit wird die Korrelation zwischen westlicher und traditioneller Medizin im ostafrikanischen Tansania untersucht. Dabei erstreckt sich der Zeitraum überwiegend vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Als zentrale Frage, die beantwortet werden soll, stellt sich, wie sich die Beziehung zwischen westlicher und traditioneller Medizin über den Verlauf der Jahre geändert hat und in welchen Phasen man von einer positiven (beziehungsweise negativen) Korrelation sprechen kann. Von besonderer Bedeutung ist es daher, die grundlegenden Denk- und Handlungsweisen beider Medizintraditionen zu verstehen, die in dieser Arbeit ausführlich beleuchtet werden. Außerdem wird die Historie Tansanias, vor allem aber die Zeit des Kolonialismus und dem damit verbundenen Einzug westlicher Gesundheitsstrukturen, eine wichtige Rolle bei der Analyse der Forschungsfrage spielen. Ein empirischer Teil beschäftigt sich zudem mit der Wahrnehmung der traditionellen Medizin aus Sicht von VertreterInnen der westlichen Medizinpraktiken. Es wird angenommen, dass die Wahrnehmung maßgeblich dazu beiträgt, ob Entwicklungszusammenarbeit zwischen traditioneller und westlicher Medizin stattfindet oder nicht.
Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl Phasen positiver als auch negativer Korrelation zu beobachten sind. Während man vor dem Kolonialismus mehr von einer Koexistenz statt einer Korrelation traditioneller und westlicher Medizin sprechen muss, hat die koloniale Herrschaft maßgeblich dazu beigetragen, dass westliche Strukturen die traditionelle Medizin stark in den Hintergrund gedrängt, teilweise sogar unterdrückt haben. Nach dem Kolonialismus kann man dagegen von einer zunehmend positiven Korrelation sprechen, die bis zur Gegenwart anhält. Das Land ist der traditionellen Medizin gegenüber offener geworden und von öffentlicher Seite werden immer mehr Strategien und Programme entwickelt, die eine effizientere Gesundheitsversorgung mit beiden Medizinpraktiken gewährleisten sollen. Jedoch kommt die Analyse in dieser Diplomarbeit zu dem Ergebnis, dass noch mehr Akzeptanz, Anerkennung und in erster Linie Kommunikation untereinander nötig ist, damit eine nachhaltige Zusammenarbeit im medizinischen Bereich gelingen kann.