Abstract (deu)
Ausgehend von einer praxistheoretisch ausgerichteten Mobilitätsforschung beschreibt die Arbeit ‚Praktiken des Balancierens‘, die entlang der Wege von AlltagsradlerInnen in Wien durch die Wechselwirkungen zwischen Fahrrad, körperlicher Bewegung und einer städtischen Verkehrsumgebung zum Ausdruck kommen. Unter Bezugnahme auf Theodore Schatzkis Konzeption eines praktischen Verständnisses veranschaulicht sie Ziele, Aufgaben, Regeln, Fähigkeiten, Vor-stellungen und Gefühle, die die Wege von AlltagsradlerInnen durch Wien begleiten. Dabei zeigt sie Handlungsmöglichkeiten auf, die sich den AlltagsradlerInnen dadurch im städtischen Verkehr eröffnen. Welches praktische Handlungsverständnis erwerben FahrradfahrerInnen durch ihre körperliche Bewegung mit dem Fahrrad noch vor ihrer Teilnahme am motorisierten Straßenverkehr? Und wie setzen sie dieses ‚fahrrad-körperliche Wissen‘ im Umgang mit materiellen Infrastrukturen, Regeln und anderen VerkehrsteilnehmreInnen ein, bzw. wie wird es dadurch modifiziert? Durch die gemeinsame Betrachtung dieser zwei Fragen wird ein Spannungsfeld sichtbar, in dem die Bewegung mit dem Fahrrad und eine auf den motorisierten Verkehr ausgerichtete Straßenverkehrs-Ordnung oft widersprüchliche Anforderungen an FahrradfahrerInnen stellen. Dadurch ergeben sich Handlungsmöglichkeiten, die Praktiken des Balancierens zwischen praktischem und theoretischem Wissen, zwischen Kommunikation und Isolation und zwischen Sicherheit und Unsicherheit begründen und als Balanceakte zwischen (il)legitimen und (il)legalen Möglichkeiten der Teilnahme das Alltagsradeln in Wien charakterisieren.