Abstract (deu)
Menschen mit Behinderungen sehen sich nach wie vor mit einer Reihe von Barrieren konfrontiert, Barrieren, die eine volle gesellschaftliche Teilhabe unmöglich machen. Im Sinne des sozialen Modells von Behinderung ist es Aufgabe der Gesellschaft und damit in weiterer Folge auch der Politik, diese Barrieren zu beseitigen oder zu verhindern, dass neue entstehen. Dadurch wird das Thema Behinderung weg von der individuellen Beeinträchtigung eines einzelnen Menschen auf eine gesellschaftliche Ebene gehoben, die es erlaubt, Behinderung als sozial konstruiert zu erforschen. Damit gehen unterschiedliche Problemvorstellungen und Lösungsstrategien einher: Erst wenn Behinderung als sozial konstruiert aufgefasst wird, können Barrieren, die für Behinderungen letztlich verantwortlich sind, auf das gesellschaftliche und politische Tapet gebracht werden.
Barrieren können aber nicht nur im Alltag bestehen, sondern auch, wenn es darum geht, einen Notfall, wie einen Brand, zu bewältigen. So kann es bereits bei der Alarmierung, also der Wahrnehmung und Auslösung eines Alarms, zu Barrieren kommen und in weiterer Folge ebenso, wenn es darum geht, ein Gebäude in einem Notfall zu verlassen. Dabei handelt es sich um Barrieren, die potenzielle Lebensgefahr ausstrahlen.
Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich aus einer politikwissenschaftlichen Perspektive mit dem Thema barrierefreier Notfallkonzepte, worunter von Alarmierung bis Fluchtweg sämtliche Aspekte der barrierefreien Bewältigung einer Notfallsituation zusammengefasst werden. Ausgehend von der Untersuchung, inwiefern barrierefreie Notfallkonzepte notwendig sind für eine inklusive Gesellschaft, eine Gesellschaft, in der jedem Menschen die volle Teil- habe möglich ist, wird die rechtliche Situation als Produkt behindertenpolitischer Auseinandersetzungen in Österreich betrachtet, die praktische Realisierung barrierefreier Notfallkonzepte erforscht, und die Ergebnisse daraus vor dem Hintergrund des sozialen Modells von Behinderung in einen weiteren behindertenpolitischen Kontext gestellt. Ein zentrales Element ist dabei die Haltung, die Menschen mit Behinderungen entgegengebracht wird, und ihre Auswirkungen auf die aktuelle behindertenpolitische Situation allgemein und auf barrierefreie Notfallkonzepte im Speziellen. Schließlich wird skizziert, welche aktuellen Lösungsansätze existieren und welche Entwicklungen für die Zukunft zu erwarten sind.