Abstract (deu)
Die Masterarbeit ‚Das offensiv Unfertige. Unabgeschlossene Aufführungssituationen und Demokratisierungseffekte performativer Arbeit’ erarbeitet eine Theorie der grundlegenden unabgeschlossenen Natur performativer Kulturformen und den Effekten, die entstehen, wenn diese Kulturformen ihre Unabgeschlossenheit auf inhaltlicher oder struktureller Ebene thematisieren.
Dabei baut sie mit einem raumtheoretischen Grundverständnis auf dem Probendiskurs Annemarie Matzkes und der Rhizomtheorie von Gilles Deleuze und Felíx Guattari als grundlegendes Fundament und ordnende Prinzipien auf, woraus ein Konstrukt entsteht, welches neben gruppendynamischen Kollektivstrukturen und einem performativen Arbeitsbegriff auch ein Konzept performativen Wissens hervorbringt und versucht, Schlüsse für einen weiteren gesellschafts- und demokratiepolitischen Kontext zu ziehen.
Im Verlauf der Theoriebildung werden entscheidende Begriffe wie jene der Membranisierung, des Pulsierens von performativen Räumen und des instabilen Kollektivs evoziert und geprägt, die zusammen ein neues Verhältnis zwischen Teilhabenden eines offensiv unfertigen Theaters beschreiben.
Im Anschluss werden vier verschiedene performative Projekte – George Taboris Endspiel-Inszenierung von 1998, Matthias Hartmanns öffentliche Proben von Krieg und Frieden von 2011, Richard Schechners Dionysus in 69 von 1968 und Gob Squads Room Service von 2003 – auf ästhetische Mittel eines latenten offensiv Unfertigen untersucht, indem die zuvor erarbeitete strukturellen Kriterien der Theorie analytisch angewandt werden.