Abstract (deu)
Die Problemstellung, die diese Arbeit adressiert, ist das Legitimationsdefizit der Europäischen Union. Dieses liegt, so legen einige akademische Stimmen nahe, unter anderem in einem Identitätsdefizit begründet. Vor dem Hintergrund einer angenommenen Emotionalisierung der politischen Kommunikation scheint es populistischen und europaskeptischen Parteien aktuell zu gelingen, ihre Position zu stärken. Angesichts dessen scheint sich der Legitimationsdruck auf die Europäische Union zu erhöhen. Die vorliegende Masterarbeit widmet sich der Frage, ob und wie die Europäische Union Emotionen als politische Ressource im Zuge ihrer Identitätspolitik einsetzt. Die Quellen, die damit im Mittelpunkt der Untersuchung stehen, sind die Reden zur Lage der Union, wie sie von den jeweils im Amt befindlichen Präsidenten der Europäischen Kommission einmal im Jahr gehalten werden. Der Fokus der Arbeit liegt auf der textuellen Ebene und damit der verbalen Repräsentation von Emotionen und Identität. Die Methode der Wahl um Identitätsangebote auf textueller Ebene herausarbeiten zu können, ist der diskurshistorische Ansatz der Wiener Schule der Diskursanalyse, der mit emotionslinguistischen Ansätzen ergänzt wurde. Die Arbeit leistet somit dreierlei: Eine deskriptive Darstellung der historischen und institutionellen Dimension Europäischer Identitätspolitik, die Vorstellung zentraler Theorien, die sich dem Verhältnis von Emotion und Identität auf politischer Ebene annehmen und die empirische Untersuchung politischer Reden. Es zeigt sich, dass sich die Europäische Union im Rahmen einer Identitätspolitik einer Gefühlspolitik bedient und sich diese in den vergangenen Jahren intensivierte. Es ist allerdings nicht einfach die Europäische Union, die sich Emotionen als Ressourcen der politischen Kommunikation bedient, sondern die Europäische Kommission in ihrer Funktion als Vertretung der Union nach außen.