Abstract (deu)
Die Bedeutung des elterlichen Entwicklungswissens für positive Entwicklungsfortschritte, Eltern-Kind-Interaktion und ein förderliches Erziehungsverhalten wurde umfassend dokumentiert. Das elterliche Entwicklungswissen hat außerdem einen hohen Stellenwert bei der Früherkennung von und Intervention bei Entwicklungsverzögerungen. Die zentralen Ziele dieser Untersuchung waren, Österreicherinnen und Frauen mit türkischem Migrationshintergrund hinsichtlich ihrer Angaben zu den Entwicklungsmeilensteinen sowie ihrer subjektiven Entwicklungstheorien zu vergleichen und den Einfluss der Mutterschaft, des Bildungsniveaus sowie Zuzugsjahrs nach Österreich in Bezug auf die Angaben der Türkischstämmigen zu untersuchen. Dafür wurde bei türkischstämmigen Frauen (n=80) ein Fragebogen über die Entwicklungsmeilensteine eingesetzt. Die österreichische Stichprobe (n=93) hatte im Rahmen von drei Bachelorarbeiten denselben Fragebogen erhalten. Für den Kulturvergleich wurde das Bildungsniveau anhand einer Teilstichprobe angeglichen (N=108). Die Untersuchung der türkischstämmigen Gesamtstichprobe zeigte, dass die Mutterschaft und das Bildungsniveau einen Teil ihrer Angaben bzgl. der körperlichen, grob- und feinmotorischen, sprachlichen, sozio-emotionalen und kognitiven Entwicklung sowie der Erziehungstheorien signifikant beeinflussen. Mütter bzw. Maturantinnen schätzten diese Fähigkeiten früher ein als Nicht-Mütter bzw. Nicht-Maturantinnen. Das Zuzugsjahr zeigte nur bei einer Erziehungstheorie einen Effekt. Der Vergleich von türkischstämmigen Frauen und Österreicherinnen zeigte, dass diese sich in einer kleinen Anzahl an Items der sprachlichen, sozio-emotionalen, kognitiven, grobmotorischen und körperlichen Entwicklung sowie des Problemverhaltens signifikant unterscheiden. Auffällig war, dass jeweils drei sprachliche und sozio-emotionale Fähigkeiten von türkischstämmigen Frauen später eingeschätzt wurden als von Österreicherinnen. Die Ergebnisse deuten auf ein ähnliches Antwortverhalten der Gruppen im Falle eines angeglichenen Ausbildungsgrades hin. Die gesellschaftliche Relevanz der Ergebnisse sowie Einschränkungen der Untersuchung wurden in der Diskussion zusammengefasst.