Diese Diplomarbeit strebt einen Vergleich über die Funktion und die Wirkung des Weins in zwei lateinischen Gedichten an: konkret beleuchtet wird der Wein dabei in der berühmten Horaz-Ode an den Wein O nata mecum (c. 3,21) und dem mittellateinischen Trinklied In taberna quando sumus aus den Carmina Burana (CB 196). Der Vergleich scheint insofern interessant, als dass beide Gedichte einer anderen Zeit entstammen: das horazische Carmen wurde in der Blütezeit des Klassisch-Lateinischen verfasst, wo hingegen das CB der mittellateinischen Epoche entstammt. Dadurch ergibt sich einerseits schon eine große Diskrepanz im literarischen und sprachlichen Stil, andererseits aber auch in den (nicht literarischen) gesellschaftlichen und strukturellen Grundgegebenheiten der jeweiligen Zeit.
Darüber hinaus befasst sich diese Arbeit konkret mit der Funktion des Weins in beiden Gedichten und mit der Frage, ob sich hier idente, sehr ähnliche oder nur entfernt vergleichbare bzw. stark gegensätzliche Motive finden. Die Methodik konzentriert sich jeweils auf detaillierten inter- und intratextuellen Interpretationen.
Welche Beweggründe führen zu Weinkonsum? So findet man bei Horaz fast immer einen konkreten Anlass zum Öffnen einer guten Weinflasche, wie etwa der Besuch eines Freundes (wie in c. 3,21), die Suche nach künstlerischer Inspiration oder das Schwelgen in Erinnerungen. Im CB hingegen scheint es auf den ersten Blick nur um den Konsum an sich zu gehen, wobei sich auch hier eine tiefere, gesellschaftskritische Bedeutung findet.
Was bewirkt der Wein mit den Konsumenten? Beide Gedichte erklären auf ein- bzw. mehrdeutige Weise die Gefühle und Affekte, die der Wein auf der individuellen Ebene der Menschen hervorruft; doch auch auf einer Metaebene ruft der gemeinsame Konsum von Wein interessante gesellschaftliche Prozesse hervor, die sich innerhalb eines Carmens dynamisch entwickeln: Horaz etwa trinkt augenscheinlich nur mit einem guten Freund – de facto sind sie zu zweit. Aber warum bekommt dieses Gedicht eine eigene Dynamik und gipfelt letztendlich dann doch in einem Gelage, das erst durch Phoebus Apoll unterbrochen wird? Im CB hingegen steht eher das egalitäre Moment im Vordergrund, wenn Bischöfe und Vaganten gemeinsam an einem Tisch sitzen und Wein trinken.
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Welche Parallelen lassen sich in beiden Gedichten erkennen? In beiden sieht man etwa die vier Trinkertemperamente der Choleriker, Sanguiniker, Phlegmatiker und Melancholiker mehr oder weniger deutlich vertreten. Welche Rolle spielt das für das jeweilige Carmen? Nicht zuletzt muss im Vergleich auf die gesellschaftlichen Gegebenheiten der jeweiligen Zeit Rücksicht genommen werden: Welche Funktion hat der Wein in der Gesellschaft der jeweiligen Zeit?
Das Kernstück der Methodik war die Literaturrecherche, wobei ich mir hierbei keine Jahresgrenze gesetzt habe: so finden sich in meiner Primärliteratur Werke mit einem Erscheinungszeitraum zwischen 1879 bis 2012. Besonders bei der Behandlung des CB wäre ein Ausschluss älterer Werke aufgrund der geringen Quellenlage nicht zielführend gewesen, da es zum CB 196 (noch) keinen allgemeinen und umfassenden Kommentar gibt.
In Bezug auf die strukturelle Gliederung der Arbeit habe ich aus Gründen der Übersichtlichkeit beide Gedichte getrennt voneinander behandelt, wobei die Herangehensweise dieselbe war: an erster Stelle steht der lateinische Originaltext, gefolgt von einer deutschen Übersetzung. Danach folgen Kapitel zum Hintergrund des jeweiligen Gedichtes bzw. zur Autorenschaft. Struktur- bzw. Aufbauanalysen und sprachliche Besonderheiten schließen daran an, bevor der Kern der Arbeit – Detailinterpretation bzw. sprachlich-stilistischer Kommentar – folgt. Beide Carmina werden jeweils am Ende intratextuell interpretiert, bevor am Schluss der Arbeit versucht wird, die Forschungsfragen im Rahmen einer literarischen Gesamtinterpretation aufgrund von intertextuellen Bezügen zu beantworten.
Die Quellenlage zu Hor. Carm. 3,21 ist sehr umfangreich, was eine umfassende Analyse und Detailinterpretation ermöglicht. Anders beim Carmen Buranum: hier ist die Quellenlage vergleichsweise dünn und die Suche nach brauchbaren Quellen hat viel Zeit in Anspruch genommen. Hauptquellen für Horaz waren der Kommentar von Nisbet/Rudd und der Aufsatz von Müller zum C. 3,21 in den Wiener Studien; darüber hinaus waren auch die Aufsätze von Norden und Kuhlmann sehr hilfreich bei der Analyse. Für das CB habe ich mich hauptsächlich auf die Hilka/Schumann-Ausgabe der Carmina Burana gestützt, wobei auch vieles von Smolaks Aufsatz zur Bacchusgemeinschaft (ebenfalls Wiener Studien) und Cardelle de Hartmanns Monographie miteingeflossen ist.
Diese Diplomarbeit strebt einen Vergleich über die Funktion und die Wirkung des Weins in zwei lateinischen Gedichten an: konkret beleuchtet wird der Wein dabei in der berühmten Horaz-Ode an den Wein O nata mecum (c. 3,21) und dem mittellateinischen Trinklied In taberna quando sumus aus den Carmina Burana (CB 196). Der Vergleich scheint insofern interessant, als dass beide Gedichte einer anderen Zeit entstammen: das horazische Carmen wurde in der Blütezeit des Klassisch-Lateinischen verfasst, wo hingegen das CB der mittellateinischen Epoche entstammt. Dadurch ergibt sich einerseits schon eine große Diskrepanz im literarischen und sprachlichen Stil, andererseits aber auch in den (nicht literarischen) gesellschaftlichen und strukturellen Grundgegebenheiten der jeweiligen Zeit.
Darüber hinaus befasst sich diese Arbeit konkret mit der Funktion des Weins in beiden Gedichten und mit der Frage, ob sich hier idente, sehr ähnliche oder nur entfernt vergleichbare bzw. stark gegensätzliche Motive finden. Die Methodik konzentriert sich jeweils auf detaillierten inter- und intratextuellen Interpretationen.
Welche Beweggründe führen zu Weinkonsum? So findet man bei Horaz fast immer einen konkreten Anlass zum Öffnen einer guten Weinflasche, wie etwa der Besuch eines Freundes (wie in c. 3,21), die Suche nach künstlerischer Inspiration oder das Schwelgen in Erinnerungen. Im CB hingegen scheint es auf den ersten Blick nur um den Konsum an sich zu gehen, wobei sich auch hier eine tiefere, gesellschaftskritische Bedeutung findet.
Was bewirkt der Wein mit den Konsumenten? Beide Gedichte erklären auf ein- bzw. mehrdeutige Weise die Gefühle und Affekte, die der Wein auf der individuellen Ebene der Menschen hervorruft; doch auch auf einer Metaebene ruft der gemeinsame Konsum von Wein interessante gesellschaftliche Prozesse hervor, die sich innerhalb eines Carmens dynamisch entwickeln: Horaz etwa trinkt augenscheinlich nur mit einem guten Freund – de facto sind sie zu zweit. Aber warum bekommt dieses Gedicht eine eigene Dynamik und gipfelt letztendlich dann doch in einem Gelage, das erst durch Phoebus Apoll unterbrochen wird? Im CB hingegen steht eher das egalitäre Moment im Vordergrund, wenn Bischöfe und Vaganten gemeinsam an einem Tisch sitzen und Wein trinken.
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Welche Parallelen lassen sich in beiden Gedichten erkennen? In beiden sieht man etwa die vier Trinkertemperamente der Choleriker, Sanguiniker, Phlegmatiker und Melancholiker mehr oder weniger deutlich vertreten. Welche Rolle spielt das für das jeweilige Carmen? Nicht zuletzt muss im Vergleich auf die gesellschaftlichen Gegebenheiten der jeweiligen Zeit Rücksicht genommen werden: Welche Funktion hat der Wein in der Gesellschaft der jeweiligen Zeit?
Das Kernstück der Methodik war die Literaturrecherche, wobei ich mir hierbei keine Jahresgrenze gesetzt habe: so finden sich in meiner Primärliteratur Werke mit einem Erscheinungszeitraum zwischen 1879 bis 2012. Besonders bei der Behandlung des CB wäre ein Ausschluss älterer Werke aufgrund der geringen Quellenlage nicht zielführend gewesen, da es zum CB 196 (noch) keinen allgemeinen und umfassenden Kommentar gibt.
In Bezug auf die strukturelle Gliederung der Arbeit habe ich aus Gründen der Übersichtlichkeit beide Gedichte getrennt voneinander behandelt, wobei die Herangehensweise dieselbe war: an erster Stelle steht der lateinische Originaltext, gefolgt von einer deutschen Übersetzung. Danach folgen Kapitel zum Hintergrund des jeweiligen Gedichtes bzw. zur Autorenschaft. Struktur- bzw. Aufbauanalysen und sprachliche Besonderheiten schließen daran an, bevor der Kern der Arbeit – Detailinterpretation bzw. sprachlich-stilistischer Kommentar – folgt. Beide Carmina werden jeweils am Ende intratextuell interpretiert, bevor am Schluss der Arbeit versucht wird, die Forschungsfragen im Rahmen einer literarischen Gesamtinterpretation aufgrund von intertextuellen Bezügen zu beantworten.
Die Quellenlage zu Hor. Carm. 3,21 ist sehr umfangreich, was eine umfassende Analyse und Detailinterpretation ermöglicht. Anders beim Carmen Buranum: hier ist die Quellenlage vergleichsweise dünn und die Suche nach brauchbaren Quellen hat viel Zeit in Anspruch genommen. Hauptquellen für Horaz waren der Kommentar von Nisbet/Rudd und der Aufsatz von Müller zum C. 3,21 in den Wiener Studien; darüber hinaus waren auch die Aufsätze von Norden und Kuhlmann sehr hilfreich bei der Analyse. Für das CB habe ich mich hauptsächlich auf die Hilka/Schumann-Ausgabe der Carmina Burana gestützt, wobei auch vieles von Smolaks Aufsatz zur Bacchusgemeinschaft (ebenfalls Wiener Studien) und Cardelle de Hartmanns Monographie miteingeflossen ist.