Abstract (deu)
Die Studie untersucht, inwiefern sich auffällige Transformationen des urbanen Raumes mittels eines ausgeprägten städtischen Selbstbewusstseins erklären lassen, wobei dieses als Vorstellung von der Besonderheit und Überlegenheit der ‚eigenen‘ Stadt verstanden wird. Der Terminus soll als Spezifizierung des von Karlheinz Stierle in seinem Buch Der Mythos von Paris. Zeichen und Bewusstsein der Stadt verwendeten Begriffs des ‚Stadtbewusstseins‘ verstanden werden, welchem die Idee der ‚Lesbarkeit‘ von Stadträumen und ganz allgemein jene von der Wechselwirkung zwischen Mensch und Stadt zugrunde liegt.
Die Arbeit geht von der Annahme aus, dass es eine elitäre Gruppe aus politischen Entscheidungsträgern und Auftraggebern, Künstlern, Architekten und Autoren gab, die sich stolz mit ihrer Stadt verbunden fühlte und dies im öffentlichen Raum für jeden sichtbar zum Ausdruck bringen wollte. Die neuen, unter diesen Vorzeichen gestalteten Stadträume und Architekturen forcierten wiederum das Selbstbewusstsein vieler Bewohner und jene, die die Möglichkeit dazu hatten, begannen, die Stadt in Schrift und Bild zu glorifizieren. Die Reziprozität der beiden Phänomene begünstigte die bauliche und urbanistische Entwicklung der Stadt entschieden.
Objekte der Analyse sind die drei urbanen Zentren Florenz, Rom und Paris in ihren städtebaulichen Blütephasen in der Frühen Neuzeit (Florenz ca. 1300-1500; Rom ca. 1450-1650; Paris ca. 1600-1700). Für jede Stadt werden zunächst die Intentionen hinter den Bau- beziehungsweise Stadtgestaltungsprojekten untersucht. Darauf folgen ein rezeptionsgeschichtlicher Teil und abschließend eine nähere Betrachtung der Zusammensetzung des jeweiligen für die selbstbewusste Stadtgestaltung verantwortlichen Personenkreises.
Die Dissertation soll der Stadtgeschichtsforschung neben machtpolitischen, sozioökonomischen und anderen Faktoren ein neues Argumentationsmodell anbieten, welches städtebauliche Dynamiken erklären kann.