Abstract (deu)
Die Diskussion zum Anstieg der Arbeitslosigkeit ist seit der Wirtschaftskrise ab dem Jahr 2008 ein sehr präsentes Thema in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft. Arbeitslosigkeit unterliegt dem österreichischen Arbeitsmarktwandel, wodurch ein rasanter Anstieg der Arbeitslosenrate zu erkennen ist. Der generative Wechsel am Arbeitsmarkt und strukturelle Veränderungen (Globalisierung, Technisierung, etc.) werden zu erschwerenden Faktoren für bestimmte Risikogruppen (z.B. Arbeitnehmer/innen ab 45 Jahren) bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Alter wird somit am österreichischen Arbeitsmarkt immer mehr zum Diskriminierungsmerkmal, wodurch die Re-Integrationschancen von älteren Arbeitslosen sinken. Dadurch ergibt sich eine höhere Arbeitslosenrate von Arbeitslosen 45plus in Wien (rund 26%), was auch Einfluss auf die Beratungsgespräche im AMS hat. Folglich zeigt sich, dass die genannten Faktoren immer mehr zum Thema in der Beratung im arbeitsmarktpolitischen Kontext werden, wobei AMS-Berater/innen auch häufig mehrere Rollen (z.B. Psychotherapeut/in) für ihre älteren Kund/innen einnehmen müssen. Um mit der bestehenden Arbeitsethik in Einklang zu kommen, nehmen Arbeitslose ab 45 Jahren in diesen Gesprächen ebenso bestimmte Rollen (z.B. Pensionswartende) ein. Folglich entstehen Typisierungsprozesse seitens der AMS-Berater/innen aus Wien, wobei es zu einer versteckten, institutionalisierten Altersdiskriminierung kommt. Durchwegs zeigt sich des Weiteren, dass die Zwangsberatung im arbeitsmarktpolitischen Kontext immerwährend soziale Kontrolle, Asymmetrie und institutionalisierte Machtordnung zwischen den AMS-Berater/innen und älteren Arbeitslosen schafft. Die Intensität differiert hierbei in den unterschiedlichen Phasen des Gesprächs (6-Phasen-Modell der AMS-Beratung). Die Auswirkungen des doppelten bzw. mehrfachen Mandats (Helfer/innen, Kontrolleur/innen, etc.) treten im arbeitsmarktpolitischen Rahmen in den Gesprächsphasen besonders im Zusammenhang mit gesetzlichen Rahmenbedingungen auf. Mittels teilnehmender Beobachtung und problemzentrierten Interviews wird das Handeln in diesem System in der Dissertation analysiert, wobei knappe Zeitressourcen, das Fehlen von individueller Beratung und die Verwendung des Computers im Gespräch zum Kernthema werden. Somit konnte eine Typisierung zu den Gesprächsphasen vorgenommen werden. Mittels der Methodentriangulation fand die Forscherin heraus, dass AMS-Berater/innen unterschiedliche Beratungsformen je nach Gesprächsphase einnehmen, wobei sich diese als individualzentriert, serviceorientiert, bürokratisierend oder autoritär darstellen.