Abstract (deu)
Parasoziale Beziehungen mit Personen aus Filmen und Serien stellen für Fernsehzuseherinnen und -zuseher ein alltägliches Phänomen dar, welche im Normalfall als Ergänzung zu realen sozialen Beziehungen fungieren. Diese Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, die Auswirkungen parasozialer Beziehungen auf die Qualität realer sozialer Beziehungen zu untersuchen. Im ersten Teil sollen notwendige theoretische Begriffe und Ausgangspunkte anhand geeigneter Literatur und vorhandenen Studien geklärt werden, darunter beispielweise diverse Umstände, welche zu parasozialen Beziehungen führen können. Ebenso soll die Vergleichbarkeit von erlebten Emotionen in parasozialen und sozialen Situationen und mögliche Auswirkungen, welche die imaginären Beziehungen mit sich bringen können, beleuchtet werden. Der zweite Teil umfasst eine empirische Studie mittels Online-Befragung (n=110, Altersdurchschnitt 29 Jahre, 71% weiblich, 29% männlich), welche zur Überprüfung beziehungsweise Erweiterung bestehender Untersuchungen dient. Es konnten einige signifikante Aspekte bestätigt werden, welche positiv mit parasozialen Beziehungen korrelieren, darunter die Persönlichkeitseigenschaft Neurotizismus und das Rezipieren von Serien und Filmen mit dem Hintergrund der Fernsehmotive Eskapismus und Unterhaltung. Ebenso stellte sich heraus, dass Singles eher romantische parasoziale Beziehungen führen als Personen in einer Partnerschaft. Bezüglich der Auswirkungen der imaginären Beziehungen konnte aufgezeigt werden, dass sich die Imitation der Lieblingsfernsehfigur positiv im Sozialverhalten der ZuschauerInnen bemerkbar macht und Personen mit niedrigem oder mittlerem Selbstwert diese als Unterstützung nachahmen. Besonders intensive parasoziale Beziehungen wirken sich negativ auf die Qualität realer freundschaftlicher Beziehungen und Partnerschaften aus.
Insgesamt stellen die Ergebnisse der Studie eine Erweiterung des Forschungsfeldes der parasozialen Interaktion bzw. Beziehung dar, welches teilweise noch Nachholbedarf verlangt.