Abstract (deu)
Frühwarnsysteme sind im Stande zeitgerecht und effektiv Informationen zu übermitteln, um das Risiko vor einer nahenden Gefahrensituation zu vermeiden oder zu reduzieren. Im letzten Jahrzehnt wurden in der Hydrologie so genannte Ensembleprognosen in die Hochwasservorhersagesysteme implementiert und folgte damit den erzielten Erfolgen in der Wettervorhersage. Dieser probabilistische Ansatz berücksichtigt die inhärente räum-liche Variabilität geotechnischer und hydraulischer Parameter sowie deren Unsicherhei-ten und bringt sie explizit in die Modellergebnisse ein.
Die hier vorgestellte Arbeit befasst sich explizit mit zwei Unsicherheitsaspekten auf regi-onaler Maßstabsebene in Frühwarnsystemen für Hangrutschungen. Diese betreffen ei-nerseits die Berücksichtigung von Niederschlag als dynamische Komponente und ande-rerseits den Umgang mit räumlicher Variabilität und Unsicherheiten in Parametern für die Modellierung. Ein Ansatz, der überwiegend Anwendung findet, um Niederschlag in Hangrutschungsfrühwarnsystemen zu implementieren, beinhaltet die Verwendung von flächenhaft einheitlichem Niederschlag für ein spezifisches Gebiet basierend auf reprä-sentativen Niederschlagsmessern. Hier wird eine Alternative vorgestellt, die vorsieht, basierend auf verschiedenen Interpolationsverfahren (deterministisch und geostatis-tisch), eine räumlich differenzierte Niederschlagsverteilung in Echtzeit zu bestimmen. In einer voll automatisierten Prozesskette werden dazu webbasierte Niederschlagsdaten in mehrere Qualitätschecks geprüft, um eine qualitativ hochwertige Datenbasis zu erlan-gen.
Für die anschließende Hangrutschungsmodellierung ist das deterministische, physika-lisch basierte TRIGRS Modell für eine probabilistische Anwendung modifiziert worden. Um die innewohnenden Unsicherheiten sowie die räumliche Variabilität von Parametern zu adressieren, wurde anstatt einer einzelnen vermeintlich optimalen Parameterkonstel-lation basierend auf tatsächlichen Feldmessungen, ein sehr breiter Parameterbereich aus Literaturquellen berücksichtigt. Aus diesem Parameterbereich wurden in einer Zu-fallsstichprobe mehrere Parameterkonstellationen gezogen, die dann für die jeweiligen Modellläufe herangezogen wurden. Basierend auf einer Vielzahl von gleichermaßen annehmbaren Parameterkonstellationen wurden ebenso viele Modellläufe durchgeführt, die für jede Stunde in einer einzelnen räumlich differenzierten Karte der Hangversa-genswahrscheinlichkeit resultierten. Dadurch wird der relative Beitrag jedes einzelnen Modelllaufs, der auf unterschiedlichen, aber gleichermaßen annehmbaren Parametern besteht, berücksichtigt. Dabei deckt die gesamte Spannweite des räumlichen Musters der Hangversagenswahrscheinlichkeit einen Großteil der vorhandenen räumlichen Vari-abilität und Unsicherheiten ab.
Die Ergebnisse legen nahe, dass für Hangrutschungsmodellierungen auf regionaler Maßstabsebene die Modellparametrisierung basierend auf Literaturquellen ausreichend ist, da a) verschiedene Parameterkonstellationen ähnlich gute Modellergebnisse liefern und damit die Bedeutung einer Modelleichung sowie von teuren und zeitaufwändigen Feldmessungen reduziert wird, und b) die Modellsensitivität der Hangneigung so domi-nant ist, dass räumliche Unterschiede in der Hangversagenswahrscheinlichkeit mehr durch die räumliche Verteilung des Niederschlags oder der Bodenmächtigkeit beein-flusst werden, als durch geotechnische und hydraulische Parameter. Der hier vorgestell-te voll automatisierte Ensembleansatz birgt großes Potential für die zukünftige Ausrich-tung von Hangrutschungsfrühwarnsystemen, jedoch sind die Anforderungen an her-kömmliche Computerhardware noch zu groß, um die Berechnung stündlicher Hangver-sagenswahrscheinlichkeiten auf größerer Maßstabsebene in Echtzeit zu bewerkstelligen.