Abstract (deu)
Die Lebensphase Adoleszenz ist nicht nur mit entwicklungspsychologischen, sondern auch mit räumlichen Veränderungen verbunden. Das Verlassen des Elternhauses ist oft der erste Schritt zu einer autonomen Lebensführung. Der Adoleszenzroman ist eine Gattung, die die in dieser Lebensphase wichtigen Autonomiebestrebungen sozialer, entwicklungspsychologischer oder psychosexueller Natur ausleuchtet. Die Diplomarbeit zeigt auf, welche Rolle die literarische Raumkonstruktion bei der Darstellung von Adoleszenz historisch und aktuell spielt.
In einer diachronen Perspektive werden exemplarisch drei Adoleszenzromane des 20. Jahrhunderts miteinander verglichen. Es wird aufgezeigt, welche unterschiedlichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen die Adoleszenz im vergangenen Jahrhundert geprägt haben und welche Unterschiede in der Raumdarstellung daraus folgend festgemacht werden können.
In einer synchronen Analyse wird die Raumdarstellung dreier Textbeispiele jüngeren Datums analysiert. In der Postmoderne gestalten sich adoleszente Entwicklungsverläufe zunehmend heterogener. Mit einer zweiten Fragestellung wird daher untersucht, ob den Texten aufgrund der für die Postmoderne typische Pluralisierung adoleszenter Biographien auch dementsprechend unterschiedliche Raumkonstruktionen zugrunde liegen, oder ob sich, im Gegensatz dazu, gemeinsame Merkmale der Raumdarstellung in neueren deutschsprachigen Adoleszenzromanen festmachen lassen. Die Analyse stützt sich dabei auf zentrale Texte der literarischen Raumtheorie wie Jurij Lotmans Die Struktur literarischer Texte und Michail Bachtins Chronotopos. Es wird gezeigt, dass die literarische Raumdarstellung einen wesentlichen Beitrag zur narrativen Vermittlung der adoleszenten Problemfelder und deren Überwindung leistet.