Abstract (deu)
Den Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Diplomarbeit bilden die Einstellungen und Bewertungen der Jugendlichen Loosdorfs zu den Sprachresten der Jenischen. Nach einer theoretischen Darstellung über die Lebensweise und Geschichte der vagierenden Völker, zu der auch das dunkle Kapitel des Antiziganismus gehört, folgt eine kurze Abhandlung über Sondersprachen, denen Jenisch zugehörig ist. Auf der Annahme basierend, dass die Sprachreste der Jenischen in der niederösterreichischen Gemeinde Loosdorf aufgrund der oft problematischen Vergangenheit mit einem Stigma behaftet sind, wurde untersucht, ob man durch die Verwendung der Sprache durch Jugendliche von einer „Renaissance des Jenischen in Loosdorf“ sprechen kann.
Dazu wurden nach einem einführenden Kapitel über die Jugendsprachen mithilfe der Forschungsliteratur jugendsprachliche Merkmale bzw. Funktionen festgelegt, die für die empirische Untersuchung relevant waren. Es sollte erforscht werden, welche dieser Funktionen von Jugendsprache durch die Verwendung der augenscheinlich stigmatisierten jenischen Sprachresten erfüllt werden und ob man dadurch von „Jenisch als Jugendsprache in Loosdorf“ sprechen kann.
Dazu erfolgte eine Kombination aus Interviews und einer Fragebogenerhebung von jugendlichen Jenisch-Sprecherinnen und Jenisch-Sprechern aus Loosdorf, deren Ergebnisse mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring (2010) bearbeitet wurden. Dabei wurde das Korpus nach semantischen Auffälligkeiten durchsucht, die Aufschluss darüber geben, welche Funktionen das Jenische für die Loosdorfer Jugend erfüllt.