Abstract (deu)
Der zumindest seit SCALIGER andauernden Diskussion über die Autorschaft Vergils ist es wohl zu verdanken, dass der Culex, jenes über 400 Hexameter-Verse zählende Stück Dicht-kunst, lange Zeit nur insofern gedeutet wurde, wie es eines Beweises oder einer Widerlegung eben jener Zuschreibung an den Dichter aus Mantua genügte. Fragen der Gattung, der Schreibhaltung oder des Zwecks blieben dagegen weitgehend unbeachtet. Ab etwa der Mitte des 20. Jahrhunderts setzt eine Erforschung des Werkes nach parodistischen Interpretations-ansätzen ein, die bis heute anhält und als Muster für den Umgang mit dem Gegenstand „Paro-die“ in der Klassischen Philologie herangezogen werden kann.
Neben einem historischen Abriss der parodistischen Culex-Forschung soll die Arbeit vor al-lem einen Weg bieten, die oft versprengten Ideen und Theorien nach Möglichkeit und Wahr-scheinlichkeit zu verknüpfen, um eine zufriedenstellende Gesamtinterpretation der Dichtung zu ermöglichen und vermeintliche Unzulänglichkeiten des Dichters, der sich hinter der Maske Vergils verbirgt, zu erklären. Dabei werden vor allem Interpretationsansätze von DAVID ROSS und WOLFRAM AX in Verbindung mit mehreren modernen Parodie-Theorien herangezogen, um die oft vermutete parodistische Schreibhaltung des Culex-Autors zu beweisen.