Title (deu)
Hilde Spiels "The Streets of Vineta" (1946) und "Rückkehr nach Wien" (1968) - ein Vergleich
Author
Kerstin Micheler
Advisor
Bernhard Fetz
Assessor
Bernhard Fetz
Abstract (deu)
Hilde Spiel wurde 1911 als Tochter assimilierter Juden geboren und wanderte 1936 nach London aus. Zu diesem Zeitpunkt verfügte sie in Österreich über erste literarische Erfolge und konnte sich auch in Großbritannien als Journalistin und Schriftstellerin etablieren. Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, erwirkte Spiel vom Herausgeber der linksliberalen Wochenschrift New Statesman eine Akkreditierung als Berichterstatterin und reiste im Jänner 1946 als Angehörige des britischen Militärs nach Wien. In dieser Zeit entstand das Tagebuch „The Streets of Vineta“, in dem Spiel auf 36 maschinengetippten Seiten zahlreiche Begegnungen, Erfahrungen und Eindrücke aus dieser ersten Zeit nach dem Krieg festhält. Das Tagebuch wurde bis heute nicht veröffentlicht und ist als Teil ihres Nachlasses am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek vorhanden.
1968 veröffentlicht die Münchner Nymphenburger Verlagshandlung Spiels „Rückkehr nach Wien“. Der 180 Seiten lange autobiographische Text ist eine von ihr selbst vorgenommene Übersetzung ihres 22 Jahre früher verfassten englischen Tagebuchs. In einer dem Nachlass beiliegenden Notiz schreibt Spiel, sie habe in der Übersetzung nichts verändert oder hinzugefügt. Allein der unterschiedliche Textumfang lässt anderes vermuten. In dieser Arbeit werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Texte hinsichtlich Sprache, Stil, reflexiver Ebene und inhaltlichen Abschwächungen untersucht. Dazu werden neun Textstellen beider Texte einander gegenüber gestellt und anschließend der Analyse unterzogen. Dabei wird deutlich, dass Spiel in „The Streets of Vineta“ Beobachtungen und Gedanken direkter und den Umfang betreffend kürzer formuliert, während die Formulierungen in „Rückkehr nach Wien“ meist ausschweifender und umschreibender sind. Zu erkennen ist auch, dass Spiel im 1946 verfassten Tagebuch weitaus deutlicher auf die Nazivergangenheit Österreichs Bezug nimmt.
Spiels biografische Situation findet in einen ersten Teil der Arbeit Eingang und macht deutlich, dass die Frage nach der Identität für sie stets eine sehr komplexe war. Bei näherer Betrachtung der Biografie geht auch hervor, dass sich die innere Zugehörigkeit in den zwanzig Jahren zwischen dem Verfassen beider Texte verändert hatte. 1946 lebte Spiel bereits seit zehn Jahren mit ihrer Familie in Großbritannien und konnte bis zu Kriegsende nicht wissen, wann oder ob sie wieder nach Wien zurückkehren könnte. 1968, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von „Rückkehr nach Wien“, lebte Spiel bereits seit einigen Jahren wieder in ihrer Geburtsstadt und war bestens integriert in das literarische und kulturelle Leben. Die Analyse beider Texte bestätigt die These, nach der Spiel 1946 aus einer gewissen Distanz über ihre Erfahrungen mit den Wienern und Wienerinnen schreibt und schonungsloser erzählt, was sie in ihrer ursprünglichen Heimatstadt vorfindet, während „Rückkehr nach Wien“, wenn auch ohne bewusster Intention, an vielen Stellen abschwächt und umschreibt.
Keywords (deu)
Hilde SpielRückkehr nach WienThe Streets of VinetaExilWien
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Extent (deu)
77 Seiten
Number of pages
81
Study plan
Masterstudium Austrian Studies - Cultures, Literatures, Languages
[UA]
[066]
[818]
Association (deu)
Title (deu)
Hilde Spiels "The Streets of Vineta" (1946) und "Rückkehr nach Wien" (1968) - ein Vergleich
Author
Kerstin Micheler
Abstract (deu)
Hilde Spiel wurde 1911 als Tochter assimilierter Juden geboren und wanderte 1936 nach London aus. Zu diesem Zeitpunkt verfügte sie in Österreich über erste literarische Erfolge und konnte sich auch in Großbritannien als Journalistin und Schriftstellerin etablieren. Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, erwirkte Spiel vom Herausgeber der linksliberalen Wochenschrift New Statesman eine Akkreditierung als Berichterstatterin und reiste im Jänner 1946 als Angehörige des britischen Militärs nach Wien. In dieser Zeit entstand das Tagebuch „The Streets of Vineta“, in dem Spiel auf 36 maschinengetippten Seiten zahlreiche Begegnungen, Erfahrungen und Eindrücke aus dieser ersten Zeit nach dem Krieg festhält. Das Tagebuch wurde bis heute nicht veröffentlicht und ist als Teil ihres Nachlasses am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek vorhanden.
1968 veröffentlicht die Münchner Nymphenburger Verlagshandlung Spiels „Rückkehr nach Wien“. Der 180 Seiten lange autobiographische Text ist eine von ihr selbst vorgenommene Übersetzung ihres 22 Jahre früher verfassten englischen Tagebuchs. In einer dem Nachlass beiliegenden Notiz schreibt Spiel, sie habe in der Übersetzung nichts verändert oder hinzugefügt. Allein der unterschiedliche Textumfang lässt anderes vermuten. In dieser Arbeit werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Texte hinsichtlich Sprache, Stil, reflexiver Ebene und inhaltlichen Abschwächungen untersucht. Dazu werden neun Textstellen beider Texte einander gegenüber gestellt und anschließend der Analyse unterzogen. Dabei wird deutlich, dass Spiel in „The Streets of Vineta“ Beobachtungen und Gedanken direkter und den Umfang betreffend kürzer formuliert, während die Formulierungen in „Rückkehr nach Wien“ meist ausschweifender und umschreibender sind. Zu erkennen ist auch, dass Spiel im 1946 verfassten Tagebuch weitaus deutlicher auf die Nazivergangenheit Österreichs Bezug nimmt.
Spiels biografische Situation findet in einen ersten Teil der Arbeit Eingang und macht deutlich, dass die Frage nach der Identität für sie stets eine sehr komplexe war. Bei näherer Betrachtung der Biografie geht auch hervor, dass sich die innere Zugehörigkeit in den zwanzig Jahren zwischen dem Verfassen beider Texte verändert hatte. 1946 lebte Spiel bereits seit zehn Jahren mit ihrer Familie in Großbritannien und konnte bis zu Kriegsende nicht wissen, wann oder ob sie wieder nach Wien zurückkehren könnte. 1968, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von „Rückkehr nach Wien“, lebte Spiel bereits seit einigen Jahren wieder in ihrer Geburtsstadt und war bestens integriert in das literarische und kulturelle Leben. Die Analyse beider Texte bestätigt die These, nach der Spiel 1946 aus einer gewissen Distanz über ihre Erfahrungen mit den Wienern und Wienerinnen schreibt und schonungsloser erzählt, was sie in ihrer ursprünglichen Heimatstadt vorfindet, während „Rückkehr nach Wien“, wenn auch ohne bewusster Intention, an vielen Stellen abschwächt und umschreibt.
Keywords (deu)
Hilde SpielRückkehr nach WienThe Streets of VinetaExilWien
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Number of pages
81
Association (deu)
License
- Citable links
- Other links
- Managed by
- Details
- Metadata
- Export formats