Abstract (deu)
In dieser Dissertation entwerfe ich einen Begriff der Philosophie, welche sich gegenüber der Forderung der planerischen Vorwegnahme ihrer Absichten und Ergebnisse widerspenstig erweist. Auf diesem Weg vermag ich zu zeigen, dass es philosophische Praktiken gibt, die aufgrund des um sich greifenden Planungscredos aus der akademischen Landschaft zu verschwinden drohen. Mit Blick auf Ludwig Wittgensteins (1889–1951) Überlegungen zur mathematischen Praxis des Beweisens exemplifiziere ich in einem ersten Schritt die besondere Eigenart, die philosophische (begriffliche) Untersuchungen von naturwissenschaftlichen (sachlichen) Untersuchungen unterscheidet. Die begriffliche Fertigkeit der Philosophin wird ausgehend hiervon als eine wesentlich darstellerische (Formen erinnernde und/oder erfindende) Kompetenz gefasst, welche als solche aber nur Gestalt und Wirksamkeit gewinnen kann, wo die Darstellungsformen nicht bereits im Vorhinein festgeschrieben wurden. Insofern nun jeder Plan eine Geometrie voraussetzt, durch die allein eine hypothetische Angabe der intendierten Arbeitsschritte ermöglicht wird, erschwert das im akademischen Umfeld vorherrschende Planungsselbstverständnis in systematischer Weise ein Philosophieren, das seine Zwecke erst im Zuge einer transparenten Genese ihm eigentümlicher Formen des Denkens und Darstellens zeitigt. Da es mein vorrangiger Anspruch war, die in dieser Schrift geltend gemachten begrifflichen Setzungen in ihrer Eigenform auch widerzuspiegeln, hebt das hier forcierte Denken mit keinen Thesen an, sondern entwickelt aus einer kritischen Abstoßbewegung heraus sukzessive die Merkmale jenes Philosophierens, als dessen Exponent es sich verstanden wissen möchte. Das auf diesem Wege sichtbar werdende Bild der Philosophie ist zwar keineswegs neu, doch ist ihm eigentümlich, dass es stets aufs Neue hervorgebracht, realisiert werden muss, wenn anders man an ihm ein Interesse nimmt.