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Title (eng)
Teatro civile as a mirror of society
postwar works of Dario Fo, Franca Rame and Marco Paolini
Parallel title (deu)
Teatro civile als Spiegel der Gesellschaft : Nachkriegsarbeiten von Dario Fo, Franca Rame und Marco Paolini
Author
Stefania Compagni
Adviser
Brigitte Marschall
Assessor
Brigitte Marschall
Abstract (deu)
Der Begriff „teatro civile“ entstand um die 1990er Jahre, während Marco Paolini an seinem Racconto del Vajont arbeitete. Teatro civile zählt zu einer der dynamischsten Formen des zeitgenössischen Theaters in Italien. In den 1970er Jahren war Brechts politisches Theater sehr populär, allerdings begannen nach dem Fall der Berliner Mauer sein ideologischer Ansatz, seine Propaganda und Indoktrination eine tiefe Krise zu erleben. Das Vorgehen der Autoren des Politischen Theaters ist das einer Avantgarde, welche behauptet die Wahrheit zu pachten und versucht, ihr Publikum davon zu überzeugen. Im Gegenteil dazu, geht es den Autoren von Teatro Civile darum, sich auf das gleiche Niveau des Publikums zu stellen, und das Streben nach der Wahrheit zu teilen. Die Akteure erscheinen weder als Experten noch interpretieren sie eine Figur, sondern sind sie auf der Bühne als Menschen, mit ihrem eigenen Standpunkt und ihrer Glaubwürdigkeit. Grotowskis Armes Theater und Mistero Buffo von Dario Fo haben ein archetypisches Modell für die Aufführungen des Teatro Civile aufgestellt. Teatro civile entstand aus dem Bedürfnis, Themen von kollektivem Interesse auszuloten, die Öffentlichkeit zu informieren, Bewusstsein zu schaffen, aktive Teilnahme zu stimulieren und eine Möglichkeit zur Veränderung zu finden. Die Erinnerung an die kollektive Geschichte wachzuhalten bedeutet, sich selbst zu hinterfragen, die Vergangenheit zu verstehen und die Identität eines Landes aufzubauen. Hinter Teatro civile steckt die Notwendigkeit, die Würde jenen zurückzugeben, welche diese in der Vergessenheit und allgemeiner Gleichgültigkeit verloren haben, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Italien ausgebreitet hat. Teatro civile stellt eine Kulturrevolution dar, welche die vergessene Vergangenheit in eine historische Gegenwart verwandelte. Die Jahre der Nachkriegsmassaker und die Strategie der Spannung, das Gefühl der Straflosigkeit, die Unstimmigkeiten und die Korruption der Menschen in den Institutionen, die Umweltkatastrophen und die Todesfälle am Arbeitsplatz wären unausgesprochen geblieben. Wo die Politik und die Historiker diesen Auftrag nicht erfüllen konnten und selbst die italienische Zivilgesellschaft das Gefühl der Entrüstung verloren hatte, wurde die Aufgabe des Erinnerns durch Bücher, Schallplatten und Theater erfüllt, welche dazu dienten, die geschrumpften Gewissen aufzurütteln. Die Arbeit des Teatro civile, auch wenn es nur ein Nischentheater ist, leistet immer noch einen Beitrag zur Wahrung des kollektiven Gedächtnisses, zur Information -insbesondere für junge Menschen- und zur Förderung der Bürgerbeteiligung im öffentlichen Leben, für eine Veränderung im Sinne einer Solidarität, die den Individualismus überwindet und als Mitverantwortung der Individuen im sozialen, politischen und zivilen Leben des Landes gelebt wird.
Keywords (deu)
Teatro ciivleDario FoFranca RameMarco Paolini
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1346441
rdau:P60550 (deu)
64 Seiten
Number of pages
70
Members (1)
Title (eng)
Teatro civile as a mirror of society
postwar works of Dario Fo, Franca Rame and Marco Paolini
Parallel title (deu)
Teatro civile als Spiegel der Gesellschaft : Nachkriegsarbeiten von Dario Fo, Franca Rame und Marco Paolini
Author
Stefania Compagni
Abstract (deu)
Der Begriff „teatro civile“ entstand um die 1990er Jahre, während Marco Paolini an seinem Racconto del Vajont arbeitete. Teatro civile zählt zu einer der dynamischsten Formen des zeitgenössischen Theaters in Italien. In den 1970er Jahren war Brechts politisches Theater sehr populär, allerdings begannen nach dem Fall der Berliner Mauer sein ideologischer Ansatz, seine Propaganda und Indoktrination eine tiefe Krise zu erleben. Das Vorgehen der Autoren des Politischen Theaters ist das einer Avantgarde, welche behauptet die Wahrheit zu pachten und versucht, ihr Publikum davon zu überzeugen. Im Gegenteil dazu, geht es den Autoren von Teatro Civile darum, sich auf das gleiche Niveau des Publikums zu stellen, und das Streben nach der Wahrheit zu teilen. Die Akteure erscheinen weder als Experten noch interpretieren sie eine Figur, sondern sind sie auf der Bühne als Menschen, mit ihrem eigenen Standpunkt und ihrer Glaubwürdigkeit. Grotowskis Armes Theater und Mistero Buffo von Dario Fo haben ein archetypisches Modell für die Aufführungen des Teatro Civile aufgestellt. Teatro civile entstand aus dem Bedürfnis, Themen von kollektivem Interesse auszuloten, die Öffentlichkeit zu informieren, Bewusstsein zu schaffen, aktive Teilnahme zu stimulieren und eine Möglichkeit zur Veränderung zu finden. Die Erinnerung an die kollektive Geschichte wachzuhalten bedeutet, sich selbst zu hinterfragen, die Vergangenheit zu verstehen und die Identität eines Landes aufzubauen. Hinter Teatro civile steckt die Notwendigkeit, die Würde jenen zurückzugeben, welche diese in der Vergessenheit und allgemeiner Gleichgültigkeit verloren haben, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Italien ausgebreitet hat. Teatro civile stellt eine Kulturrevolution dar, welche die vergessene Vergangenheit in eine historische Gegenwart verwandelte. Die Jahre der Nachkriegsmassaker und die Strategie der Spannung, das Gefühl der Straflosigkeit, die Unstimmigkeiten und die Korruption der Menschen in den Institutionen, die Umweltkatastrophen und die Todesfälle am Arbeitsplatz wären unausgesprochen geblieben. Wo die Politik und die Historiker diesen Auftrag nicht erfüllen konnten und selbst die italienische Zivilgesellschaft das Gefühl der Entrüstung verloren hatte, wurde die Aufgabe des Erinnerns durch Bücher, Schallplatten und Theater erfüllt, welche dazu dienten, die geschrumpften Gewissen aufzurütteln. Die Arbeit des Teatro civile, auch wenn es nur ein Nischentheater ist, leistet immer noch einen Beitrag zur Wahrung des kollektiven Gedächtnisses, zur Information -insbesondere für junge Menschen- und zur Förderung der Bürgerbeteiligung im öffentlichen Leben, für eine Veränderung im Sinne einer Solidarität, die den Individualismus überwindet und als Mitverantwortung der Individuen im sozialen, politischen und zivilen Leben des Landes gelebt wird.
Keywords (deu)
Teatro ciivleDario FoFranca RameMarco Paolini
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1346442
Number of pages
70