Abstract (deu)
Humor ist im Leben der meisten Menschen ein selbstverständlicher Bestandteil des Alltags. Darüber, dass Humor nicht nur das Leben versüßt, sondern auch im Dienste der (notwendigen) Psychohygiene steht, denkt man in der Regel nicht nach.
Ähnlich der Mäeutik, holt auch Humor tief schlummernde Erkenntnisse an die Oberfläche. Ähnlich der Psychotherapie, hilft Humor problematische Gegebenheiten bewusst zu vergegenwärtigen und bietet eine Alternative an, um mit deren Last umgehen zu können.
Durch seine charakteristische (Gesellschafts-) Kritik und Aktualität, ist Kabarett prädestiniert für den seelischen Spannungsabbau für Menschen, die sich mit ihrem, mehr oder minder freiwillig, eingerichteten Alltag arrangieren müssen.
In der zweiten Hälfte der Kádár – Regierung des kommunistischen Ungarns blühte das politische Kabarett auf, welches aber nicht ohne Argwohn betrachtet wurde. Diesem wurde bereits damals, wie heute, eine Ventil – Funktion konstatiert, welche vermeintlich vom Regime instrumentalisiert wurde.
Die ungarische Kabarettlandschaft der Siebziger Jahre des vergangenen Jahrhun- derts scheint ideal zu sein, um die vielfältige Rolle des Humors zu demonstrieren. Diese Arbeit konzentriert sich auf die psychologische Funktions- und Wirkungsweise des (bewusst) eingesetzten Humors und geht der Frage nach, warum dieser dem damaligen Regime gute Dienste erwies. In erster Linie wird die Frage beleuchtet, wie Humor gezielt eingesetzt werden kann, inwiefern er in Ungarn im Rahmen eines tota- litären Systems instrumentalisiert wurde und welche Faktoren und Parameter hierzu bestimmend waren . Es soll am Beispiel des Theaters „Mikroszkóp Színpad“ darge- legt werden, das in der Kádár-Ära der Inbegriff des politischen Kabaretts wurde und unweigerlich mit den Namen des János Komlós und Géza Hofi verbunden ist.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll auch geklärt werden, inwiefern die künstleri- sche Arbeit der Protagonisten von den Machthabern beeinflusst, beziehungsweise eingeschränkt wurde oder ob in dem breiten Spektrum des Genres und dem damit verbundenen Spielraum doch noch so etwas wie eine (zumindest minimale) künstle- rische Freiheit möglich war.