Abstract (deu)
Die vorliegende Dissertation behandelt ausgewählte Konfliktfälle zwischen rechtlicher und leiblicher Elternschaft aus zivil- und grundrechtlicher Perspektive. Da die rechtliche Eltern-Kind-Beziehung nicht in jedem Fall auf der genetischen Abstammung beruht, kann es rechtliche Eltern geben, die mit ihrem Kind nicht genetisch verwandt sind, und umgekehrt. Im Rahmen dieser Arbeit wird analysiert, inwiefern sich die Regelung solcher Fälle im Abstammungs- und Fortpflanzungsmedizinrecht mit den Grundrechten der Verfassung vereinbaren lässt. Zugleich werden auch zivilrechtliche Auslegungsfragen behandelt. Nach einer Einführung in die relevanten Bestimmungen wird zunächst das Auseinanderfallen von leiblicher und rechtlicher Elternschaft bei natürlicher Fortpflanzung untersucht. Eine zentrale Frage in diesem Zusammenhang ist, ob der leibliche Vater eines Kindes seine Vaterschaft gegen die Vaterschaft des bisherigen juristischen Vaters durchsetzen kann, wobei auch die Mitwirkungsmöglichkeiten der Mutter und das Kontaktrecht des leiblichen Vaters thematisiert werden. Anschließend wird untersucht, inwiefern für das Kind und seinen rechtlichen Elternteil unterschiedliche Fristen zur Einleitung eines Abstammungsverfahrens angeordnet werden können. Weitere behandelte Themen sind die Disposition über die Elternschaft und die Möglichkeit einer Inzidentfeststellung der Vaterschaft außerhalb des Abstammungsverfahrens. Anschließend wendet sich die Arbeit einer Analyse des Schweigerechts der Mutter zu. Umfassend behandelt werden auch die Phänomene der anonymen Geburt und der anonymen Abgabe von Kindern in so genannten Babynestern. Der letzte große Teil der Arbeit widmet sich Konflikten im Zusammenhang mit den Methoden der Fortpflanzungsmedizin. Zunächst wird untersucht, ob die Zustimmung des Wunschelternteils zu einer heterologen Insemination oder IVF dazu führt, dass sowohl der rechtliche Elternteil als auch das Kind in jeglichen Fällen an das daraus resultierende Abstammungsverhältnis gebunden bleiben sollen. Auch im Zusammenhang mit der rechtlichen Mutterschaft nach einer Eizellenspende stellt sich die Frage nach einer ausnahmsweisen Änderung der Abstammungsbeziehung. Anschließend wird erörtert, ob gleichgeschlechtliche weibliche Paare durch die Regelung der Co-Mutterschaft diskriminiert werden. In einem weiteren Abschnitt werden die fehlende Rechtsbeziehung zwischen einem Kind und seinem Samenspender bzw seiner Eizellenspenderin, die Information des Kindes über seine Herkunft und die mögliche Herstellung von Kontakt zum genetischen Elternteil analysiert. Abschließend wendet sich die Arbeit der Frage zu, ob es aus Sicht der Grundrechte geboten wäre, alleinstehenden Frauen die Inanspruchnahme einer medizinisch unterstützten Fortpflanzung zu ermöglichen.