Title (eng)
Continuity and change of Lakota hunting and gathering practices and their cultural implications throughout colonial times
Parallel title (deu)
Kontinuität und Veränderung von Lakota Jagd- und Sammelpraktiken und deren kulturelle Auswirkungen im Zuge von Kolonialisierungsprozessen
Author
Georg Bergthaler
Advisor
Peter Schweitzer
Assessor
Peter Schweitzer
Abstract (deu)
Die vorliegende Masterarbeit ist dem sozialen Wandel von Jagd- und Sammelpraktiken der Lakota gewidmet, welche heute in Siedlungsgemeinschaften auf Reservationen in den US Bundesstaaten Nord- und Süddakota leben. Obwohl der Hauptfokus auf die speziellen Verhältnisse am Standing Rock Sioux Reservat gelegt ist, führe ich auch Beispiele von anderen Sioux Reservationen in den USA und Plains Cree Reservaten in Kanada an, um überregionale Vergleiche ziehen zu können in Bezug auf sogenannte Prärie-Indianer der nördlichen Großen Prärien. Kernziel der Arbeit ist es zu zeigen, dass sich zwar die ökonomische Relevanz der Jagd gemäßigt hat und nun andere Tierarten gejagt werden, sich aber die kulturelle Bedeutung des Jagens und Sammelns - wenn auch auf anderen Ebenen - durchaus erhalten hat. Diese Entwicklung ist das Resultat von historischem Wandel und Adaptionsprozessen, welche als Reaktionen auf strukturelle Veränderungen der sozio-kulturellen, politischen und sozialen Umwelt zu verstehen sind. Im Ergebnis konnten sich viele der auf Jäger- und Sammlerpraktiken basierenden und im 19. Jahrhundert im Zuge dieser Tätigkeiten entwickelten Aspekte im Weltbild der Lakota erhalten und beeinflussen daher noch immer soziale Interaktionsformen und Lebensweisen gegenwärtig lebender Kulturerben. Die zugrundeliegende Aussage meiner Argumentation ist, dass sich kommunale Werte der Lakota im Weltbild von Auffassungen der Natur ableiten, welche sich im Zuge einer auf Jagd von Bison und anderen Wildtieren basierenden nomadischen Lebensweise entwickelt haben. Trotz der sozio-ökonomischen und politischen Veränderungen, welche die Aufgabe dieser Lebensweise bedingten, blieben manche gesellschaftliche Institutionen und strukturelle Elemente dieser Lebensweise bis heute von Relevanz. Dies gilt vor allem in ihrem (teils uminterpretierten) Einsatz in Sozialem, Ökonomie, Politik, Erziehung, Gesundheit und Vorsorge (unter anderem als Marker kultureller Identität, als Hilfe zur individuellen Selbstfindung und als Mittel der Unterstützung politischer Bestrebungen zur selbstbestimmten Entwicklung Indigener Nationen). Zum einen untersuche ich also Jagen und Sammeln als Praxis untersuchen, zum anderen analysiere ich deren konstitutive Rolle in der Produktion für das Weltbild und davon abgeleitete Werte. Indem ich Kausalzusammenhänge in historischen Entwicklungsprozessen herausarbeite, biete ich eine Erklärung, warum und wie sich die Praxis des Jagen- und Sammelns verändert hat. Dies bestätigt die fortdauernde Aktualität des Jagens und Sammelns zur überlebensnotwendigen Selbstversorgung der am Reservat lebenden Stammesmitglieder bis zum heutigen Tag. Außerdem werde ich erklären, dass die Fortführung dieser Praktiken von kulturkonstitutiver Bedeutung ist in Bezug auf das Selbstverständnis indigener Jäger- und Sammler. Von Praxis und Weltbild des Jagen und Sammelns abgeleiteten Werte haben soziale Verhältnisse unter den bisonjagenden Vorfahren der gegenwärtig auf Reservationen lebenden Lakota geregelt und tun dies in vielerlei Hinsicht bis heute, wie sich zum Beispiel an der Aufteilung von erbeuteter Nahrung und damit verbundenen Idealen (welche soziale Ordnung und individuelles Ansehen bestimmen) zeigt. Dies stelle ich in meiner Arbeit anhand von persönlichen Erfahrungen und ethnographischen Berichten anderer Anthropologen dar. Ein weiteres Anliegen ist es mir aufzeigen, dass Geschichte und Werte in gegenwärtigen politischen Kontexten auch oft uminterpretiert werden, um gewisse Zielsetzungen zu erfüllen, sei es zur Förderung besserer Lebensqualität auf Reservationen/Reservaten oder zur Belebung lokaler Ökonomien, welche dem Ausbau von Souveränitätsbestrebungen Indigener Nationen im Rahmen der internationalen Politik und globalen Marktökonomie dienen.
Abstract (eng)
In this thesis I contrast historical and contemporary forms of hunting and gathering among Lakota people currently living in village-communities on reservations in the states of North and South Dakota (USA). In particular, the focus and main locus of analysis is laid on the Standing Rock Sioux reservation, while examples from other Lakota reservations as well as Plains Cree reserves in Alberta, Canada, are only brought up as a means for making transnational or cross-tribal/cultural comparisons among Plains peoples yet regionally limited to the Northern Great Plains. I show that although social organization, economic relevance of hunting and type of animals predominantly hunted by the Lakota have changed throughout history in processes of adaption responding to larger infrastructural shifts, specific aspects of a worldview related to hunting, which was strongly shaped by the nomadic way of life of these peoples on the Northern Plains during the 19th century, have persisted and still ideationally permeate many spheres of social life. I argue that shared communal values and emic perceptions about human-nature relationships among Lakota and other Plains peoples are to a great extent ontologically rooted in a cosmology that was an outcome of a historical lifestyle as hunter(-gatherers) of buffalo. Despite socio-economic changes leading to the demise of that very foundational subsistence-based nomadic existence, elements of this lifestyle have nevertheless survived into modern day by their sustained relevance, adaption and application in social, economic, political, healthcare and educational contexts (to serve individuals' quests for self-discovery and to support political aims for self-determined development of Native nations). Hunting and gathering are analyzed along two dimensions - as a practice and as a constitutive basis of a worldview and values. While, when looking at historical processes, it can be seen that the practice has changed in many ways due to technological, political and socio-economic shifts, its pursuit remains an economic necessity for some and it is still regarded by many as a continuation of a traditional way of life reflecting certain values, serving also as a source or marker of cultural identity. Furthermore, I argue that these cultural values, which originally fulfilled particular social functions (and to some extent still do today) in a nomadic hunter-gatherer societal structure and its contemporary remnants (for instance by regulating the distribution of food, encouraging commensality and defining social hierarchies), have been adapted in political contexts by tribal agents; They are either emphasized, silenced or reinterpreted to foster conditions of social, economic and political well-being on reservations or reserves and thus aiding nation-building processes embedded within larger institutional contexts of (inter-)national politics in a global market economy.
Keywords (eng)
LakotaNative AmericansPlains IndiansGreat PlainsNorth Americahunting and gatheringforaginghunter-gatherersway of lifeworldviewontologycosmologytraditional ecological knowledge (TEK)sustainabilitynoble savagescultural changecultural continuitycolonializationreservationreservecultural revitalizationcultural identityidentity politics
Keywords (deu)
LakotaIndianer NordamerikasPrärieindianerGroßen EbenenNordamerikajagen und sammelnJäger und Sammlerkulturelle LebensweiseWeltbildOntologieKosmologietraditionelles ökologisches Wissen (TÖW)Nachhaltigkeitedle Wildekultureller Wandelkulturelle KontinuitätKolonialisierungReservatReservationenkulturelle Revitalisierungkulturelle IdentitätIdentitätspolitik
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Extent (deu)
225
Number of pages
225
Study plan
Masterstudium DDP CREOLE-Cultural Differences and Transnational Processes
[UA]
[066]
[656]
Members (1)
Title (eng)
Continuity and change of Lakota hunting and gathering practices and their cultural implications throughout colonial times
Parallel title (deu)
Kontinuität und Veränderung von Lakota Jagd- und Sammelpraktiken und deren kulturelle Auswirkungen im Zuge von Kolonialisierungsprozessen
Author
Georg Bergthaler
Abstract (deu)
Die vorliegende Masterarbeit ist dem sozialen Wandel von Jagd- und Sammelpraktiken der Lakota gewidmet, welche heute in Siedlungsgemeinschaften auf Reservationen in den US Bundesstaaten Nord- und Süddakota leben. Obwohl der Hauptfokus auf die speziellen Verhältnisse am Standing Rock Sioux Reservat gelegt ist, führe ich auch Beispiele von anderen Sioux Reservationen in den USA und Plains Cree Reservaten in Kanada an, um überregionale Vergleiche ziehen zu können in Bezug auf sogenannte Prärie-Indianer der nördlichen Großen Prärien. Kernziel der Arbeit ist es zu zeigen, dass sich zwar die ökonomische Relevanz der Jagd gemäßigt hat und nun andere Tierarten gejagt werden, sich aber die kulturelle Bedeutung des Jagens und Sammelns - wenn auch auf anderen Ebenen - durchaus erhalten hat. Diese Entwicklung ist das Resultat von historischem Wandel und Adaptionsprozessen, welche als Reaktionen auf strukturelle Veränderungen der sozio-kulturellen, politischen und sozialen Umwelt zu verstehen sind. Im Ergebnis konnten sich viele der auf Jäger- und Sammlerpraktiken basierenden und im 19. Jahrhundert im Zuge dieser Tätigkeiten entwickelten Aspekte im Weltbild der Lakota erhalten und beeinflussen daher noch immer soziale Interaktionsformen und Lebensweisen gegenwärtig lebender Kulturerben. Die zugrundeliegende Aussage meiner Argumentation ist, dass sich kommunale Werte der Lakota im Weltbild von Auffassungen der Natur ableiten, welche sich im Zuge einer auf Jagd von Bison und anderen Wildtieren basierenden nomadischen Lebensweise entwickelt haben. Trotz der sozio-ökonomischen und politischen Veränderungen, welche die Aufgabe dieser Lebensweise bedingten, blieben manche gesellschaftliche Institutionen und strukturelle Elemente dieser Lebensweise bis heute von Relevanz. Dies gilt vor allem in ihrem (teils uminterpretierten) Einsatz in Sozialem, Ökonomie, Politik, Erziehung, Gesundheit und Vorsorge (unter anderem als Marker kultureller Identität, als Hilfe zur individuellen Selbstfindung und als Mittel der Unterstützung politischer Bestrebungen zur selbstbestimmten Entwicklung Indigener Nationen). Zum einen untersuche ich also Jagen und Sammeln als Praxis untersuchen, zum anderen analysiere ich deren konstitutive Rolle in der Produktion für das Weltbild und davon abgeleitete Werte. Indem ich Kausalzusammenhänge in historischen Entwicklungsprozessen herausarbeite, biete ich eine Erklärung, warum und wie sich die Praxis des Jagen- und Sammelns verändert hat. Dies bestätigt die fortdauernde Aktualität des Jagens und Sammelns zur überlebensnotwendigen Selbstversorgung der am Reservat lebenden Stammesmitglieder bis zum heutigen Tag. Außerdem werde ich erklären, dass die Fortführung dieser Praktiken von kulturkonstitutiver Bedeutung ist in Bezug auf das Selbstverständnis indigener Jäger- und Sammler. Von Praxis und Weltbild des Jagen und Sammelns abgeleiteten Werte haben soziale Verhältnisse unter den bisonjagenden Vorfahren der gegenwärtig auf Reservationen lebenden Lakota geregelt und tun dies in vielerlei Hinsicht bis heute, wie sich zum Beispiel an der Aufteilung von erbeuteter Nahrung und damit verbundenen Idealen (welche soziale Ordnung und individuelles Ansehen bestimmen) zeigt. Dies stelle ich in meiner Arbeit anhand von persönlichen Erfahrungen und ethnographischen Berichten anderer Anthropologen dar. Ein weiteres Anliegen ist es mir aufzeigen, dass Geschichte und Werte in gegenwärtigen politischen Kontexten auch oft uminterpretiert werden, um gewisse Zielsetzungen zu erfüllen, sei es zur Förderung besserer Lebensqualität auf Reservationen/Reservaten oder zur Belebung lokaler Ökonomien, welche dem Ausbau von Souveränitätsbestrebungen Indigener Nationen im Rahmen der internationalen Politik und globalen Marktökonomie dienen.
Abstract (eng)
In this thesis I contrast historical and contemporary forms of hunting and gathering among Lakota people currently living in village-communities on reservations in the states of North and South Dakota (USA). In particular, the focus and main locus of analysis is laid on the Standing Rock Sioux reservation, while examples from other Lakota reservations as well as Plains Cree reserves in Alberta, Canada, are only brought up as a means for making transnational or cross-tribal/cultural comparisons among Plains peoples yet regionally limited to the Northern Great Plains. I show that although social organization, economic relevance of hunting and type of animals predominantly hunted by the Lakota have changed throughout history in processes of adaption responding to larger infrastructural shifts, specific aspects of a worldview related to hunting, which was strongly shaped by the nomadic way of life of these peoples on the Northern Plains during the 19th century, have persisted and still ideationally permeate many spheres of social life. I argue that shared communal values and emic perceptions about human-nature relationships among Lakota and other Plains peoples are to a great extent ontologically rooted in a cosmology that was an outcome of a historical lifestyle as hunter(-gatherers) of buffalo. Despite socio-economic changes leading to the demise of that very foundational subsistence-based nomadic existence, elements of this lifestyle have nevertheless survived into modern day by their sustained relevance, adaption and application in social, economic, political, healthcare and educational contexts (to serve individuals' quests for self-discovery and to support political aims for self-determined development of Native nations). Hunting and gathering are analyzed along two dimensions - as a practice and as a constitutive basis of a worldview and values. While, when looking at historical processes, it can be seen that the practice has changed in many ways due to technological, political and socio-economic shifts, its pursuit remains an economic necessity for some and it is still regarded by many as a continuation of a traditional way of life reflecting certain values, serving also as a source or marker of cultural identity. Furthermore, I argue that these cultural values, which originally fulfilled particular social functions (and to some extent still do today) in a nomadic hunter-gatherer societal structure and its contemporary remnants (for instance by regulating the distribution of food, encouraging commensality and defining social hierarchies), have been adapted in political contexts by tribal agents; They are either emphasized, silenced or reinterpreted to foster conditions of social, economic and political well-being on reservations or reserves and thus aiding nation-building processes embedded within larger institutional contexts of (inter-)national politics in a global market economy.
Keywords (eng)
LakotaNative AmericansPlains IndiansGreat PlainsNorth Americahunting and gatheringforaginghunter-gatherersway of lifeworldviewontologycosmologytraditional ecological knowledge (TEK)sustainabilitynoble savagescultural changecultural continuitycolonializationreservationreservecultural revitalizationcultural identityidentity politics
Keywords (deu)
LakotaIndianer NordamerikasPrärieindianerGroßen EbenenNordamerikajagen und sammelnJäger und Sammlerkulturelle LebensweiseWeltbildOntologieKosmologietraditionelles ökologisches Wissen (TÖW)Nachhaltigkeitedle Wildekultureller Wandelkulturelle KontinuitätKolonialisierungReservatReservationenkulturelle Revitalisierungkulturelle IdentitätIdentitätspolitik
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Number of pages
225