Abstract (deu)
Die vorliegende Masterarbeit fragt im Rahmen eines Oral History Projektes nach den Erinnerungen geflüchteter Menschen an ihr Leben in der 1957 eingerichteten Flüchtlingssiedlung in der ehemaligen Kaiserebersdorfer Landwehr-Artilleriekaserne, in Wien Simmering. Die forschungsleitende Frage dabei war, von welchen Praktiken der Aneignung von Raum meine Interviewpartner*innen erzählen und welche Bedeutung sie diesen zuschreiben. Basis der Auseinandersetzung waren die lebensgeschichtlichen Interviews, die ich mit zwei langjährigen Bewohner*innen der Siedlung geführt habe. Eric Beiza Palestro, der als Jugendlicher aus Chile nach Österreich flüchtete lebte mit kurzen Unterbrechungen von 1975 bis 2009 in der Siedlung, Anna Blaha flüchtete aus der ČSSR nach Österreich und lebt seit den 1980er Jahren vor Ort.
Meine Interviewpartner*innen erzählten von vielfältigen Praktiken der Aneignung von Raum in der Siedlung, sowohl auf sprachlicher, als auch physischer Ebene. Sie gaben der Siedlung, ihren Straßen und Plätzen Namen, legten Kleingärten an, errichteten einen Fußballplatz, gründeten eine eigene Mannschaft, und organisierten große Feste vor Ort. Interventionen von außen durch Akteur*innen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft, die sich auf die Nutzung und Aneignung von Raum, sowie auf das Zusammenleben in der Siedlung auswirkten, bewerteten sie vor allem danach, ob die Bewohner*innen der Siedlung in Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse inkludiert wurden.