Abstract (deu)
Das Ziel dieser Masterarbeit ist es zu erklären, warum Menschen rechtspopulistische Parteien in Europa wählen, wobei insbesondere der Zusammenhang zwischen subjektiver ökonomischer Unsicherheit und negativen ökonomischen Immigrationsempfindungen untersucht wird. Da angenommen wird, dass die Beziehung dieser beiden Faktoren aus einem Gruppenkonflikt resultiert, werden zu Beginn zwei theoretische Voraussetzungen erarbeitet. Erstens wird entwickelt, warum die Wahrnehmung der wirtschaftlichen Situation des Einzelnen für die Vorhersage einer Stimme für eine rechtspopulistische Partei relevanter ist als die objektiven Faktoren der wirtschaftlichen Situation des Einzelnen. Zweitens wird erläutert, warum ein multidimensionaler Ansatz erforderlich ist, um die Auswirkungen von negativen Immigrationsempfindungen und der Wahlentscheidung für eine rechtspopulistische Partei zu untersuchen. Dabei wird die Unterscheidung zwischen Empfindungen, die sich aus kulturellen Bedrohungen ergeben und solchen, die sich aus wirtschaftlichen Bedrohungen ergeben, hervorgehoben. Ein Ansatz über Konflikte zwischen Gruppen bildet in weiterer Folge die theoretische Grundlage für die Verbindung zwischen subjektiver wirtschaftlicher Unsicherheit und negativen ökonomischen Immigrationsempfindungen als Vorhersage für eine rechtspopulistische Wahlentscheidung. Es wird argumentiert, dass nicht wirtschaftliche Unsicherheit als solche zur Wahl einer rechtspopulistischen Partei führt, sondern vielmehr, dass wirtschaftliche Unsicherheit zu negativen ökonomischen Immigrationsempfindungen führt und diese wiederum zu einer Stimmabgabe für eine rechtspopulistische Partei. Die Analyse der Daten des European Social Survey 2014 zeigt, dass subjektive wirtschaftliche Unsicherheit tatsächlich eine bessere Vorhersage für die Wahl von rechtspopulistischen Parteien ist als objektive wirtschaftliche Unsicherheit. Dennoch führt, wie angenommen, subjektive wirtschaftliche Unsicherheit allein nicht zwangsläufig zu solch einer Wahlentscheidung; vielmehr wird der Effekt durch negative ökonomische Immigrationsempfindungen vermittelt. Dies deutet darauf hin, dass Menschen, die sich wirtschaftlich unsicher fühlen, nur für rechtspopulistische Parteien stimmen, wenn sie den Eindruck haben, dass sie sich in einer Art Konkurrenz zu Einwanderern befinden und dass Einwanderer ihnen Arbeitsplätze oder soziale Leistungen nehmen. Bei Trennung der Analyse in nordeuropäische, ost- und westeuropäische Länder konnte die Mediation nur für nordeuropäische Länder nachgewiesen werden, welche interessanterweise die Länder mit den großzügigsten Sozialsystemen in Europa sind.