Abstract (deu)
Der Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist das Ritual der Einweihung (dīkṣā) in die südindische, tantrische Tradition des Pāñcarātra anhand von übersetzten Textpassagen in der Pādmasaṃhitā (PādS) und der Viśvāmitrasaṃhitā (ViśS), die das Ritual in seinem Ablauf schildern.
Nach einem allgemeinen Teil über die Tradition des Pāñcarātra und ihren in Saṃhitās dargelegten Textkörper wird auf den Einweihungsritus eingegangen und die beiden Textpassagen einander gegenübergestellt und analysiert. Das mehrtägige, zwischen Lehrer und Schüler stattfindende Ritual beginnt mit dem Vorbereiten des Ritualschauplatzes – dort werden ein Pavillon (maṇḍapa), Feuergruben (kuṇḍas) und ein Sockel (vedī) mit dem Diskuslotus-maṇḍala errichtet bzw. hergestellt.
Das Ritual besteht aus vielen einzelnen, kürzeren Ritualblöcken, bis sich schließlich der Schüler am dritten Tag der Einweihung unterziehen kann. Dazu visualisiert sich der Leherer einen sehr komplexen Vorgang, bei dem der Körper des Schülers zuerst zerstört wird und danach, gereinigt und frei von karman wieder erschaffen wird. Er bekommt einen rituellen Namen, bekommt seinen persönlichen mantra und ist nun pāñcarātrika.
In den beiden Texten wird ein sehr ähnliches, teilweise identisches Ritual dargestellt und doch weisen beide Texte Unterschiede verschiedenster Natur auf: An manchen Stellen ist ein Text ausführlicher als der andere und beide könnten ergänzend zueinander gelesen werden, andere Stellen werden alternativ gehandhabt.
Nach dem Kernteil der Arbeit werden Themengebiete behandelt, die sich aus den übersetzten Passagen ergeben, sowie die im Ritual verwendeten Utensilien, mantras, die religiöse Praxis und die philosophischen und theologischen Grundlagen der Tradition. Dadurch ergibt sich ein umfassender Eindruck über die Tradition des Pāñcarātra.