Abstract (deu)
Die Masterarbeit befasst sich mit aktuellen Strömungen im Feld der elektronischen Tanzmusik (EDM). Grundlage dieser ethnographisch ausgerichteten Forschungsarbeit bildet die Auswertung von qualitativem Datenmaterial, das vom Autor im Zuge zahlreicher Feldaufenthalte in Wiener EDM-Szenen zwischen 2017 und 2018 erhoben wurde, sowie die Auswertung von ExpertInneninterviews mit Musikschaffenden. Ausgehend von klassischen Konzepten der Subkultur- und Szeneforschung wird das Feld der elektronischen Tanzmusik aus dem Blickfeld des Ästhetischen perspektiviert und u.a. danach gefragt, in welcher Art und Weise SzeneteilnehmerInnen bestimmte musikalische Stile und Genres als ‚unliebsame Ästhetiken‘ zurückweisen bzw. als ‚geliebte Ästhetiken‘ legitimieren. Am Beispiel des musikalischen Genres ‚Tech-House‘ wird gezeigt, wie TeilnehmerInnen subkulturell-orientierter EDM-Szenen in Wien darum bemüht sind, sich von einer als ‚geschmacklos‘, ‚kapitalistisch‘ und ‚provinziell‘ bezichtigten, unerwünschten kulturellen Erscheinungsform abzugrenzen und dadurch gleichzeitig die eigene szenische Identität stärken. Im Gegenzug wird als ‚Ästhetik des Imperfekten’ eine szenisch legitimierte Klangästhetik vorgestellt, die von einem ‚warmen‘, ‚analogen‘ Sound gekennzeichnet ist. Im Rahmen der Analyse einschlägiger Praxisvollzüge (Musikproduktion, DJing, Livesets) konnten Grundelemente einer ‚Ästhetik des Imperfekten‘ extrahiert werden, wobei die Ablehnung des Computers bzw. die Zurückweisung eines digitalen Sounds im Vordergrund steht. Die Arbeit endet mit der Analyse von ‚Lo-Fi House‘, ein sich vor allem über Social-Media Kanäle popularisierendes, stark globalisiertes EDM-Genre, das auf auditiv-visueller Ebene von einer ‚Ästhetik des Imperfekten‘ dominiert ist.