Abstract (deu)
Die digitale Technologie hat fast jeden Aspekt unseres Lebens durchdrungen und ihre Auswirkungen sind auf vielfältige Weise entscheidend. Ausbildungssituationen erscheinen jedoch bis dato resistent gegenüber dem Einsatz digitaler Technologien. Es ist daher nicht einfach zu beurteilen wie Digitalisierung das Lehren und Lernen beeinflusst hat. In dieser Arbeit untersuche ich den Einsatz des "virtuellen Mikroskop (VM) 2.1" innerhalb des histopathologischen Kurses an der Medizinischen Universität Graz. Ich konzentriere mich dabei auf die Auswirkungen dieser Technologie auf Unterrichtspraktiken und Anpassungen der Lehrenden, auf die Beziehung zwischen Professor und Schüler sowie die allgemeinen Auswirkungen auf die pädagogischen Ansätze zur Mikroskopie. Ich habe vier Interviews mit Professoren und zwei mit Tutoren der Abteilung für Pathologie (Med Uni Graz) geführt. Den theoretischen Rahmen dieser Arbeit bildet die Akteur-Network-Theorie. Um die Auswirkungen von VM 2.1 auf das Lehren und Lernen zu verstehen, müssen die Wechselwirkungen und das Rollenspiel der verschiedenen Akteure in diesem Netzwerk genau beobachtet werden und verfolgt werden, wie das Material oder die Technologie die medizinische Ausbildung beeinflusst. Nach einer sorgfältigen Analyse der Interviews, die auf der Grounded Theory basieren, stellte sich heraus, dass diese Technologie den Unterricht beeinflusst hat, indem sie ihn komfortabler und einfacher gemacht und die Erwartungen der Professoren an ihre Studenten erhöht hat. Gleichzeitig hat VM 2.1 die Lernmikroskopie beeinflusst, indem es alle wichtigen Funktionalitäten wie Visualisierung, Vergrößerung und Erklärungsfunktion verbessert hat, aber auch indem es den Studenten ermöglicht hat, mit den vor dem Unterricht verfügbaren Lerninhalten besser für ihre Prüfungen und Seminare zu lernen. Dennoch ist es nicht einfach, den Erfolg dieser Technologie in der Ausbildung zu definieren, da das Feedback der Studierenden fehlt. Die medizinische Ausbildung ist sehr komplex, da sie kognitive Fähigkeiten umfasst, die durch Technologie trainiert werden könnten, aber auch praktischere, verkörperte Fähigkeiten, die intuitiver und auf wiederholten Übungen basierend sind.