Abstract (deu)
Gesellig lebende Tiere interagieren miteinander und können komplexe Beziehungen formen. Diese Interaktionen beeinflussen nicht nur die Art der Beziehungen, sondern können sich auch positiv auf das Überleben der Tiere auswirken, wenn ein Individuum von der gesteigerten Effizienz bei der Nahrungsaufnahme oder von erhöhtem Fortpflanzungserfolg profitiert. Regelmäßigkeiten oder Interaktionsmuster zwischen den Mitgliedern einer sozialen Gruppe darzustellen, ermöglicht die soziale Netzwerkanalyse. Soziale Netzwerke wurden bereits bei zahlreichen Tierarten beschrieben, zum Beispiel bei Fischen wie Guppies, Vögeln wie Dohlen oder bei Säugetieren wie Wildschweinen.
Diese Studie hatte das Ziel die sozialen Interaktionsmuster einer Gruppe von 41 Kune Kune Schweinen (Sus scrofa domesticus), welche aus drei Sauen und ihren Würfen bestand, zu analysieren. Die soziale Netzwerkanalyse war fokussiert auf (I) Unterschiede zwischen den drei Familien zu finden, (II) den Effekt von Alter auf soziale Interaktionen zwischen den drei Altersklassen, den drei im Jahr 2013 geborenen Sauen und ihren in den Jahren 2014 und 2015 geborenen Würfen zu untersuchen und (III) Beziehungen zwischen den Schweinen zu evaluieren, um Dyaden mit besonders freundlichen und solche mit besonders feindlichen Beziehungen auszuwählen. Die Beziehungen, welche in semi-natürlichen Bedingungen in der sozialen Netzwerkanalyse gefunden wurden, wurden anschließend unter künstlichen Bedingungen (in co-feeding-Tests) getestet, um Hinweise zu finden ob soziale Netzwerkdaten welche durch regelmäßige Beobachtungen aufgenommen wurden, dieselbe Einsicht in soziale Gruppen liefern wie Verhaltensexperimente.
Die soziale Netzwerkanalyse hat gezeigt, dass der Hauptunterschied im Bezug auf die Frequenz aber auch die Art der sozialen Interaktionen nicht zwischen den beiden Altersklassen der Würfe liegt sondern zwischen den Muttersauen und ihren Würfen. Der Vergleich zwischen den drei Familien hat gezeigt, dass Schweine aus der Z-Familie mehr sozionegatives Verhalten gegenüber anderen Schweinen zeigen als Schweine aus der R-Familie.
Es gab deutliche Hinweise für Variationen in der Qualität der Beziehungen der Tiere untereinander, da sowohl freundschaftliche, feindliche als auch neutrale Beziehungen gefunden wurden.
In den co-feeding-Tests hat sich gezeigt, dass es, im Gegensatz zu den natürlichen Bedingungen, keine signifikanten Unterschiede zwischen Dyaden mit einer affiliativen und Dyaden mit einer agonistischen Beziehung in Bezug auf Fressverhalten, Näheverhalten, soziopositives und sozionegatives Verhalten gibt. Interessanterweise, konnten die Verhaltensexperimente nicht die Beziehung der Tiere, welche in den Verhaltensbeobachtungen gefunden wurden, widerspiegeln. Erzwungener Wettbewerb um Futter scheint nur einen kleinen Teil der facettenreichen Beziehungen zwischen diesen Schweinen aufzudecken, hauptsächlich Dominanzbeziehungen.