Abstract (deu)
Diese Arbeit beforscht den Themenkomplex Demokratie, Partizipation und Social Media, wobei der Fokus auf Videokommunikation und den politischen Kommunikationsstrategien Emotionalisierung und Negative Campaigning liegt. Gegenstand der Untersuchung sind dabei die öffentlichen Postings auf den offiziellen Facebook-Seiten der 3 Spitzenkandidaten Sebastian Kurz (ÖVP), Christian Kern (SPÖ und Heinz Christian Strache (FPÖ), welche sich in der österreichischen Nationalratswahl 2017 ein Kopf-an-Kopf Rennen lieferten. Als Zeitraum wurde die „heiße Phase“ des Wahlkampfes, also die 3 Wochen vor der Wahl ausgewählt (24. September 2017 – 15. Oktober 2017) wobei nur Videos unter einer Länge von 4 Minuten analysiert wurden.
Das Partizipationsverständnis dieser Arbeit baut auf Gerodimos & Justinussen (2015) auf, welche auch Interaktionen wie das Liken, Kommentieren und Teilen politischer Postings als Form politischer Partizipation werten, sowie Thimm (2017), welche in der digitalen Öffentlichkeit von „Mikro-Partizipationen“ spricht, die eine große Wirkung entfalten können. Demnach wird das „Liken“ und Kommentieren eines Beitrags als Partizipation (am öffentlichen Diskurs) betrachtet, das Teilen eines Beitrags, um diesen einer größeren Audienz zukommen zu lassen, als (erfolgreiche) Mobilisierung. Darüber hinaus beschäftigt sich diese Arbeit mit direkter politischer Kommunikation im Netz (Albers, 2009) sowie mit der Wirkung politischer Kommunikation in der digitalen Öffentlichkeit. Als besonders relevant für Partizipation und Mobilisierung werden die politischen Kommunikationsstrategien Negative Campaigning (Lederer, 2010; Wattenberg & Brians, 1996) und Emotionalisierung (Mackuen et al., 2007; Valentino et al., 2011: Cognitive Appraisal-Theorie & Theorie der Affektiven Intelligenz) angesehen.
Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine empirische Forschung unter Anwendung einer quantitativen Inhaltsanalyse. Zunächst wurden alle geposteten Videos, welche eine Länge unter 4 Minuten hatten, transkribiert und alle Bilder beschrieben; danach folgte das Erstellen des Datensatzes nach den Regeln des theoriegeleiteten Kategoriensystem, welcher schließlich mit SPSS ausgewertet und die Hypothesen auf Signifikanz getestet wurden.
Dabei ergab die Auswertung, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Verwendung von Videokommunikation auf Facebook und einem Mehr an Partizipation und Mobilisierung gibt; wobei Videos vermehrt mit starker Emotionalisierung arbeiten, um die WählerInnen anzusprechen.
Auch für die politische Kommunikationsstrategie Negative Campaigning (welche hauptsächlich von der FPÖ genutzt wurde) konnte ein signifikanter Einfluss auf Mobilisierung und Partizipation nachgewiesen werden. Emotionalisierung wurde in fast allen Videos verwendet und kann daher als integraler Bestandteil der Online-Strategien der Parteien betrachtet werden. ÖVP und SPÖ setzten in ihrer Online-Strategie insbesondere auf Enthusiasmusappelle, die FPÖ auf Ärgerappelle. Dazu weisen die Beiträge, welche Ärger- und Angstappelle beinhalten, eine höhere Mobilisierungsrate auf, als Beiträge, welche Enthusiasmusappelle aussenden. Bezüglich der Partizipationswerte unterschieden sich die Emotionen Enthusiasmus, Ärger und Angst jedoch nicht signifikant.