Abstract (deu)
Die Untersuchung phylogenetischer Beziehungen von sich kürzlich entwickelten Gruppen stellt eine große Herausforderung dar, insbesondere bei fortlaufender Hybridisierung. Allo-polyploide Organismen stammen aus der Verschmelzung von zwei oder mehreren Genomen und werden in den meisten Fällen sofort von ihren Eltern isoliert. Die Komplexität der ge-nomischen Abstammung wird durch die Hybridisierung mit anderen Allopolyploiden sowie durch Rückkreuzung mit ihren möglicherweise vorkommenden Elternarten erhöht. Die Gat-tung Dactylorhiza (Orchidaceae: Orchidinae) ist stark von allopolyploider Artbildung und retikulären phylogenetischen Beziehungen betroffen. In dieser Arbeit verwenden wir geneti-sche Variation, um die Evolutionsgeschichte in Dactylorhiza zu rekonstruieren, indem wir zunächst die diploiden Taxa abgrenzen, ihre Verwandtschaftsbeziehung festlegen und dann 16 allopolyploide Taxa nach maximaler Zugehörigkeit zu ihren mutmaßlichen Eltern grup-pieren. Die beiden Geschwister Allopolyploide, D. majalis und D. traunsteineri, wurden un-tersucht, um die genetische Struktur und Demografie zu untersuchen. Die diploiden Eltern wurden in ihrer gesamten europäischen Verbreitung dazu verwendet, zwei künstliche geno-mische Referenzen zu erstellen um die polyploiden Werte abzugleichen und Genotypen zu ermitteln bzw. Genotyp-Wahrscheinlichkeit zu nennen. Für D. traunsteineri und D. majalis wurden zwei unabhängige Ursprünge ermittelt, obwohl ein Genfluss zwischen beiden Arten herrscht. Zwei weitere boreale Schwestergattungen Nigritella und Gymnadenia sind morpho-logisch unterschiedlich, obwohl Einzelmarkerstudien zuvor widersprüchliche Ergebnisse zum Einschluss / Ausschluss von Nigritella in Gymnadenia erbracht haben. Tausende gene-tischer Marker wurden verwendet, um ihren phylogenetischen Status aufzuklären. Schließ-lich wurden evolutionäre und ökologische Fragen in der Gattung Epipactis zur Artbildung durch einen Übergang von Allogamie zur Autogamie angesprochen. RAD-Daten (Restrikti-onsstellen Assoziierte DNA) werden in weitem Umfang zur Beantwortung von evolutionären Fragestellungen diploider Organismen angewendet. Die vier Kapitel dieser Doktorarbeit zeigen den Nutzen von RAD-Daten für die Arbeit mit polyploiden Organismen. Aus geno-typbasierten und genotypfreien Analyseverfahren resultierende Verwandtschaftsbeziehungen sind kongruent. Außerdem wurden bioinformatische Ansätze entwickelt, die für die Arbeit mit anderen natürlich vorkommende polyploiden nicht-model Organismen verwendet wer-den können.