Abstract (deu)
Zugvögel, die in Europa brüten, aber südlich der Sahara überwintern, müssen zwei Mal im Jahr diese große ökologische Barriere überqueren. Dabei fliegen sie in der Regel nachts, während sie tagsüber am Boden bleiben. Sind die Vögel gelandet, können sie entweder Nahrung suchen oder rasten. Im Allgemeinen entscheiden sich xerophile Vo-gelarten, die in trockenen Gebieten brüten oder überwintern, für Ersteres, während me-sophile Arten ihre Fettreserven oft schon vor der Wüstenüberquerung ausreichend auf-gestockt haben, sodass sie in diesen Situationen nicht aktiv auf Futtersuche gehen. Es ist bislang unbekannt, welche physiologischen Anpassungen dieses Verhaltensmuster hervorrufen. Im Rahmen dieser Studie habe ich den Wasserverlust über die Haut (WH) dreier nahverwandter trans-Sahara ziehende Singvogelarten gemessen und die Umge-bungstemperatur, bei der die Tiere beginnen zu hecheln (UH). Ziel war es, zu untersu-chen, ob Vogelarten, die in der Wüste aktiv auf Nahrungssuche gehen, einen niedrigeren oberflächenspezifischen WH haben und eine höhere UH. Diese beiden Anpassungen würden den Vögeln erlauben, in Wüstenbedingungen länger aktiv zu sein ohne ein übermäßiges Dehydrierungsrisiko einzugehen. Wie erwartet, hatten die mesophilen Mönchsgrasmücken einen signifikant höheren oberflächenspezifischen WH und eine niedrigere UH als die xerophilen Klappergrasmücken und die ebenfalls mesophilen Fitis-se. Dieses Ergebnis stimmt mit jenen von früheren Arbeiten überein, die herausgefunden haben, dass Fitisse in der Wüste aktiv auf Nahrungssuche gehen und mit relativ gerin-gen Fettreserven die Sahara überqueren, obwohl es sich um eine mesophile Vogelart handelt. Diese Studie hat daher zum ersten Mal gezeigt, dass der oberflächenspezifi-sche WH und die UH einer Vogelart mit ihrem Verhalten während der Zwischenlandun-gen in der Wüste übereinstimmen. Dies legt den Schluss nahe, dass physiologische Li-mitierungen bei der Aufrechterhaltung eines ausreichenden Hydrierungszustandes eine wichtige Rolle in der Evolution der artspezifischen Strategien des Nahrungserwerbs in ariden Gebieten gespielt haben. Die Kenntnis solcher limitierender Faktoren kann zu ei-nem besseren Verständnis der artspezifischen Reaktionen auf den Klimawandel führen und leistet einen Beitrag zu der dringend benötigten Forschung über die Verteilungsmus-ter, die Habitatwahl und die Nahrungsökologie der abnehmenden trans-Sahara ziehen-den Vogelarten bei ihren Rastplätzen.