Abstract (deu)
In dieser Arbeit wird die Vorgehensweise erforscht, wie Liviusʼ Alexanderexkurs (IX, 1719) in Petrarcas Africa rezipiert wird. Daraus ergibt sich, dass Petrarca sein Vorbild im Laufe des Epos mehrmals und immer intensiver bearbeitet, bis er es zur Grundlage für den Ausdruck einer persönlichen Politiktheorie macht. Die ausführliche Untersuchung von Afr. VIII, 567–613, wo der Alexanderexkurs zum letzten Mal aufgegriffen wird, und der Vergleich dieser Passage mit ausgewählten Stellen aus dem Epos und dem Geschichtswerk Ab urbe condita bringt dann ans Licht, dass Petrarcas politische Meinung sich von jener des Livius tiefgreifend unterscheidet. Hierzu lässt sich beobachten, dass Petrarca die Monarchie unterstützt, denn sie sei funktioneller zur Durchführung der großen Unternehmungen, während Livius den Wert der Republik vertritt, obgleich er aus deren Schwächen entnimmt, dass ihre Verfassung reformbedürftig ist. Was Petrarcas monarchische Ideologie im Einzelnen betrifft, entdeckt man also unerwartet, dass sie die ganze Africa trotz des republikanischen Themas durchdringt, obwohl sich deren Figuren oft für die res publica aussprechen. Darüber hinaus lässt sich erkennen, dass die beiden Autoren eine gegensätzliche Haltung gegenüber dem Ehrgeiz haben, die mit ihrer unterschiedlichen politischen Anschauung im Einklang steht: Von Livius wird die ambitio gloriae als Hindernis zur Verwirklichung des Gemeinwohls getadelt, von Petrarca kann sie nachvollzogen werden, wenn sie zum gerechten Ruhm führt. Von der Ruhmbegierde, die Petrarca mit Scipio teilt, ausgehend wird schließlich anhand der Textbeispiele vorgezeigt, dass der Dichter sich mit seinem Helden in der Africa oft identifiziert, sodass er seiner Intention nach eher für einen alter Scipio als für einen Ennius alter gehalten werden kann.