Abstract (deu)
Diese Masterarbeit setzt an wissenschaftlichen Leerstellen zu Verschränkungen von Fluchtbiographie und Gehörlosigkeit an und untersucht die Situation gehörloser geflüchteter Menschen in Wien im Hinblick auf Alltag, Versorgungsstrukturen und Bedarfslagen. In Expert*inneninterviews berichten gehörlose Geflüchtete von ihren Perspektiven auf gegenwärtige Unterstützungsmöglichkeiten und Leistungen und schildern ihren Bedarf. Weitere Perspektiven fließen auf institutioneller Ebene durch Organisationen in der Gehörlosenarbeit und im Asylwesen ein. Ziel dieser Arbeit ist es, aufbauend auf der Erfassung der Situation gehörloser Geflüchteter, auf strukturelle Problemlagen aufmerksam zu machen und Handlungsräume für emanzipatorische Veränderungen auszuloten. Die Analysen zeigen eine defizitäre Versorgungsstruktur auf, die negative Auswirkungen auf die Lebenssituation gehörloser Geflüchteter hat. Insbesondere Asylbewerber*innen und Personen ohne positiven Asylbescheid sind betroffen. Der Bedarf an Leistungen kann von den gegenwärtigen Versorgungsstrukturen im Asylbereich nur bedingt abgedeckt werden. Lücken zeigen sich unter anderem im Hinblick auf den Zugang zu Informationen zum Asylverfahren, Sozialberatung und Dolmetschung. Der Zugang zu ÖGS- und Deutschsprachkursen hat sich seit 2018 verbessert. Es wird deutlich, dass Organisationen im Gehörlosenbereich einen Großteil an Versorgungslücken durch ehrenamtliches Engagement auffangen. Problemlagen auf unterschiedlichen Ebenen machen emanzipatorische Handlung auf institutioneller, rechtlicher und zivilgesellschaftlicher Ebene notwendig.