Abstract (deu)
Dystopische und postapokalyptische Szenarien sind in den letzten zehn Jahren nicht aus der internationalen Jugendliteratur wegzudenken. Was die Textgruppe zudem zusammenhält, ist die Konzeption und Darstellung des Raums sowie dessen Nutzung zur Bedeutungserzeugung, Figurencharakterisierung und Handlungsstrukturierung. Der Raum erscheint als das zentrale konstituierende Merkmal für die Einzeltexte und die gesamte Gattung.
Ausgehend von dieser These beschäftigt sich die vorliegende Dissertation mit dem Raum der erzählten Welt in Martina Wildners Roman Murus (2008), Das Ende der Welt (2011) von Daniel Höra, Jennifer Benkaus Zweiteiler Dark Canopy (2012) und Dark Destiny (2013) sowie Ursula Poznanskis Eleria-Trilogie (2012-2014). Die Auswahl des Analysekorpus basiert auf dem ersten Untersuchungskomplex, der die histoire-Ebene bzw. die Frage nach dem Was unter die Lupe nimmt. Neben der Analyse der Fiktionalisierung von realen Georäumen und der Aufbereitung der den Texten gemeinsamen Raumstruktur wird eine Unterscheidung zwischen zwei Makroraumtypen getroffen, von denen der zweite weitere zwei Spezialfälle beinhaltet.
Aufbauend auf dieser Kategorisierung werden die als Repräsentanten für die Makroraumtypen gewählten Romane auf der discours-Ebene untersucht, wobei nach den Darstellungsstrategien und den Funktionen gefragt wird.
In einer weiterführenden Betrachtung werden schließlich, aufbauend auf der erfolgten Analyse, Überlegungen zu den Gattungen Dystopie und Postapokalypse in Bezug auf den Raum angestellt. Dabei stellt sich heraus, dass die festgestellten Aspekte, vor allem die Makroraumtypen, bereits bei den Klassikern der Allgemeinliteratur zu beobachten sind. Die neuere Jugendliteratur – und hier vor allem die deutschsprachige – macht sich diese bewährten Muster zu eigen und transformiert sie zu etwas Neuem.