Abstract (deu)
In dieser Arbeit werden ethnographische Darstellungen des Tacitus und seiner Vorgänger in den Blick genommen und das Verhältnis des Eigenen zum Fremden und des Fremden zum Eigenen beleuchtet. Die Rahmenbedingungen für das Werden der Ethnographie des Tacitus werden erörtert und vor diesem Hintergrund Tacitus’ Traditionsverhaftung in der griechischen und römischen Ethnographie, sowie auch dessen Individualität veranschaulicht. Im Vordergrund steht die Frage, inwiefern in den Ethnographica des Tacitus und seiner Vorgänger das Fremde am Eigenen und das Eigene am Fremden gemessen wird und somit der Vergleich als Prinzip der Ethnographie fungiert. Vergleiche und ethnographische Topoi werden zuerst aus den ethnographischen Darstellungen römischer Historiker der Späten Republik und Kaiserzeit vor Tacitus, dann aus dem Britannierexkurs, aus der „Germania“ und aus dem Judenexkurs des Tacitus herausgearbeitet. Es wird untersucht, welche Parallelen bzw. Abweichungen sich in diesen Darstellungen zur Ethnographie in der hellenischen Geschichtsschreibung erkennen lassen, inwieweit Tacitus in seinen Ausführungen an die ethnographischen Darstellungen des Sallust, des Caesar, des Livius und des Pompeius Trogus anknüpft und ob der Ethnographie des Tacitus der Vergleich als Prinzip zugrunde liegt. Schließlich werden die Beweggründe des Tacitus für ethnographische Darstellungen diskutiert.