Abstract (deu)
Diese Masterarbeit aus dem Fachbereich Neuere deutsche Literatur setzt sich ausgehend von literaturtheoretischen Konzepten mit der möglichen ästhetischen Ausprägung einer engagierten Gegenwartsliteratur auseinander und untersucht dabei insbesondere die von Jean-Paul Sartre, Roland Barthes und Theodor W. Adorno hierzu erstellten Konzepte. Nachhaltig geprägt wurde der Begriff der engagierten Literatur von Sartre, welcher in dem einschlägigen Essay Qu’est-ce que la littérature? von 1948 mit der seinerzeit gängigen Auffassung von Lite-ratur abrechnet, in der die Schönheit der formalen Gestaltung höher gewertet wird als die gesellschaftliche Relevanz des Inhalts eines literarischen Werkes. In Sartres Auffassung ist eine engagierte Literatur nur eine solche, welche die Freiheit des Individuums fördert und dies könne sie nur über einen gesellschaftsrelevanten Inhalt. Sartres Ansatz wurde sowohl von Barthes als auch von Adorno aufgenommen und weiterentwickelt. Barthes sieht zwar ebenso wie Sartre die Literaturschaffenden in der Pflicht, sich zu engagieren, in seinem Essay Le dég-ré zéro de l’écriture von 1953 spezifiziert er aber, dass nicht der Inhalt, sondern die Form die Ebene ist, auf der sie dies tun, speziell auf der Ebene der Schreibweise, das heißt, der sozialen Verortung der Erzählinstanz. Adorno wirft Sartre in seinem Radiovortrag Engagement, der 1965 als Essay erscheint, vor, mit der Forderung, den Inhalt aufzuwerten und die Form hintanzustellen, die ästhetische Freiheit der Literatur zu beschneiden. Für Adorno ist ein engagier-tes literarisches Werk politisch vieldeutig sowie stimmig in Inhalt und Form.
Dass die engagierte Literatur auch heute im deutschen Sprachraum noch ein relevantes Konzept ist, das aber widersprüchlich interpretiert und gedeutet wird, zeigt der Sammelband Engagement. Konzepte von Gegenwart und Gegenwartsliteratur von 2016 (von Brokoff et al.). Mit der Untersuchung von Sibylle Bergs Roman Vielen Dank für das Leben, erschienen 2012, wird in dieser Masterarbeit die Einsicht gewonnen, dass sich insbesondere die Konzepte von Barthes und Adorno dazu eignen, die ästhetischen Facetten eines Werkes der Gegenwartsliteratur in Hinblick auf das Engagement konkret zu erfassen.