Abstract (deu)
Der internationale Druck auf das wiedervereinigte Deutschland, seine militärischen Verpflichtungen im veränderten Sicherheitsumfeld zu vergrößern, ist nach 1990 exponentiell gestiegen. Für diese neuen Aufgaben war es notwendig, die Bundeswehr zu reformieren. Doch statt für eine adäquate Anpassung der Streitkräfte zu sorgen, um sie auf ihre neuen Aufgaben vorzubereiten, wurde die Diskrepanz zwischen der quantitativen als auch qualitativen Intensivierung von Verpflichtungen und dem relativ mangelhaften Zustand der Bundeswehr, immer größer. Diese Masterarbeit widmet sich daher der Fragestellung, warum die Reformversuche nicht zu einer Reduzierung der Diskrepanz, sondern lediglich zu einer Reduzierung der Kapazität geführt haben. Hierfür wird, durch Anwendung des theoretischen Rahmens Compatibility and Consensus von Wolfram F. Hanrieder, chronologisch analysiert, wie sich nationaler Konsens und internationale Kompatibilität der Reformversuche entwickelt und diese Diskrepanz beeinflusst haben. Anschließend wird untersucht, ob und inwiefern sich die Bedingungen des aktuellen Reformversuches die Diskrepanz zu verringern, verändert haben. Die Analyse zeigt, dass sich die Gründe für die herrschende Diskrepanz über die Jahre stark verändert haben. Zwar waren die ersten Reformversuche stets international kompatibel, der nationale Konsens hingegen entstand nur langsam und bleibt bis heute instabil. Darüber hinaus sind noch weitere Faktoren hinzugekommen, die eine effektive Implementierung der Reformen, und demnach eine Reduzierung der Diskrepanz, verhindern. Die Antworten dieser Forschungsarbeit sind ein wichtiger Beitrag zur akademischen Debatte über die Normalisierung Deutscher Außen- und Sicherheitspolitik, sowie zur aktuellen Debatte bezüglich Deutscher Verteidigungsausgaben.