Abstract (deu)
Plastik war eine Erfolgsgeschichte des 20. Jahrhunderts, ein Material, das die Industrie revolutionierte und den Konsum intensivierte. In den letzten Jahren wird Plastik zunehmend kritisiert, nicht zuletzt, weil die Risiken von Kunststoffteilchen, die in Ozeanen, Flüssen oder Böden gefunden wurden, ein schwer abzuschätzendes Risiko für Mensch und Tier darstellen. Aus einer STS Perspektive wurde die Materialität von Plastik als Prozess beschrieben, der in unterschiedlichen Umgebungen abläuft. Diese Arbeit baut auf ebendiese Betrachtungen auf und betrachtet das Phänomen durch eine theoretische „post-ANT-Linse“: Wie wird Plastik im Umweltbundesamt Österreich als „matter of concern“ gehandhabt? In den vergangenen Jahren wurde darüber diskutiert, wie Plastik auf europäischer Ebene reguliert werden kann, was in der 2018 veröffentlichten EU-Strategie für Kunststoffe ihren Höhepunkt fand. Das Umweltbundesamt Österreich (EAA) ist nicht nur eine führende Institution bei Diskussionen rund ums Plastik in Österreich, sondern auch aktiver Akteur in wichtigen europäischen Netzwerken. Das Umweltbundesamt arbeitet an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik. Sie analysieren Mikroplastik in Laboren, engagieren sich aber auch in der Politikberatung. Ich führte Interviews mit Leuten, die am Bundesumweltamt mit Plastik arbeiten, und analysierte darüber hinaus ihre öffentlich zugänglichen Berichte. Ich beschreibe die unterschiedlichen „sites of concern“, sowie das Zusammentreffen von Menschen, Plastik, Diskursen, Praktiken, und Materialanordnungen, bei denen Plastik auf Grund seiner Materialeigenschaften zu einem „matter of concern“ wird. Ich diskutiere auch, wie wichtig es ist, Mikroplastik zu definieren und wie sich Plastik solchen Definitionen widersetzt. Abschließend untersuche ich die Momente, in denen Plastik zu einer gleichzeitig sichtbaren und unsichtbaren Bedrohung wird. Zusammenfassend geht es in dieser Arbeit um die Frage, was es bedeutet, Plastik in einer multiplen Welt zu klassifizieren, zu definieren und zu regulieren, und wie wir uns mit dieser „multiplicity” von Plastik beschäftigen können, um die materiellen Verflechtungen in modernen Gesellschaften von Plastik, menschlichen sowie nichtmenschlichen Akteuren und Umgebungen tiefer zu erforschen, um letztendlich zu verstehen, wie wir uns eine „common world“ mit Plastik vorstellen.