Abstract (deu)
Die Masterarbeit thematisiert Stellenwert und Verteilung von fremder und eigener Ernährung in der österreichischen sozialdemokratischen Frauenzeitschrift Die Frau zwischen 1950 und 1969. Als Quelle dienen 51 Beiträge, die hinsichtlich ihrer Eigen- und Fremdbezüge in den Beitrags-Überschriften und Inhalten untersucht werden. Mittels Text- und Diskursanalyse nach Achim Landwehr sowie einer Bildanalyse nach Winfried Marotzki und Katja Stoetzer wird der Frage nachgegangen, ob es zu einer Internationalisierung des Speiseplanes in der Frau kam. Ergebnis ist ein unverkennbarer Trend, Gerichte in diesem Zeitraum mit ausländischen Bezeichnungen auszustatten, die mit der genannten Küche kaum etwas gemein hatten; es handelte sich hierbei um ein willkürliches System, das in rhetorischen Bahnen verharrte. Als ein Grund für diese Entwicklung kann das Verlangen gesehen werden, sich die (restliche) Welt zumindest symbolisch in die eigenen vier Wände zu holen, um sich nach Beendigung der Kriegs- und Mangel-jahre endlich wieder auf europäischem sowie gelegentlich auf außereuropäischem „Parkett“ zu bewegen. Die Öffnung des Geschmackshorizontes sollte eine gesellschaftliche, politische sowie ökonomische Aufgeschlossenheit suggerieren, die über jene der bloßen Kulinarik hinausging. Ihre Strategie war es, den scheinbar unerreichbaren Raum des Fremden und Exotischen in heimische Sphären zu projizieren. Eigenes und Fremdes stand in einem Wechselverhältnis zueinander, das weit mehr durch verbindende als trennende Eigenschaften gekennzeichnet war und sich als bi- oder multilateraler Austausch abspielte. Das Wechselspiel zwischen Regionalität, Nationalität und Internationalität anhand von Rezeptseiten einer Frauenzeitschrift zu untersuchen, kann so auch einen Beitrag zur historischen Globalisierungsforschung des Essens leisten.