Abstract (deu)
Qualitativ hochwertiger Kulturjournalismus ist unerlässlich für die (kulturelle) Bildung der Leserschaft einer Zeitung, ja sogar der Bevölkerung eines ganzen Landes. Die Magisterarbeit „’Ohne Zeitung wüssten Sie nicht, wie es Ihnen im Theater gefallen hat.’ Eine inhaltsanalytische Untersuchung des Kulturjournalismus in den Feuilletons der österreichischen Qualitätspresse der letzten 50 Jahre“ untersucht, basierend auf dem theoretischen Fundament der Nachrichtenwerttheorie nach Winfried Schulz (1990), welche Wandlungsprozesse die Feuilletons der Qualitätszeitungen Die Presse, der Standard, Salzburger Nachrichten und Wiener Zeitung durchliefen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Tendenzen Personalisierung, Politisierung und Globalisierung gelegt und der Frage nachgegangen, wie diese Prozesse Handeln und Strukturen des österreichischen Kulturjournalismus beeinflussten. Das Ziel der quantitativen Längsschnittstudie ist es, zu demonstrieren, wie sich der Kulturjournalismus in den letzten fünf Jahrzehnten an bestimmte externe Faktoren wie etwa unterschiedliche Regierungen, eine personenzentrierte Gesellschaft und eine immer stärker globalisierte Welt anpasste. Dabei wurde an verschiedene Studien aus u.a. Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und den USA angeknüpft, um erstmals quantitative Ergebnisse zur Entwicklung der Feuilletons im Bereich dieser Entwicklungen für Österreich zu gewinnen. Die Ergebnisse basieren auf der Codierung und Auswertung von 1014 Artikeln aus fünf künstlichen Wochen der Sample-Jahre 1978, 1989, 2000, 2010 und 2018. Die neun aufgestellten Hypothesen samt Unterhypothesen konnten zum Großteil verifiziert werden.
Die zentralen Ergebnisse der Untersuchung lauten wie folgt: Es gab in fast allen Kategorien der Politisierung (Erwähnung politischer Akteure, Bezug zu politischer Lage, Persönlicher Einfluss von Politikern) einen Anstieg in den Themen des Kulturjournalismus ab 1978 und zumindest bis 2000, welches sich als das am stärksten politisierte Jahr herausstellte. Lediglich die Frage nach der Bewertung der erwähnten politischen Akteure brachte keine signifikanten Ergebnisse. Das Stilmittel Personalisierung wurde im Verlauf der letzten fünf Jahrzehnte ebenso immer beliebter. Eine Trendwende fand vor allem zwischen 1978 und 1989 statt: Zu dieser Zeit wurden die personenzentrierten, journalistischen Beitragsformen Porträt und Interview für den Kulturjournalismus entdeckt. Die direkte Meinungsäußerung seitens der Kulturakteure, sei es über ihre Kunst oder Privates, verstärkte sich ebenfalls stark über die Jahre hinweg. Zu guter Letzt zeigte sich im Rahmen der Analyse zur Globalisierung, dass die Berichterstattung – entgegen der Annahmen der Hypothesen – in den letzten Jahrzehnten keine Internationalisierungs-, sondern eher Regionalisierungs-Tendenzen aufweist.