Title (deu)
Antisemitismus in der Arabischen Welt
Lösungsansatz für den Unterricht Deutsch als Zweitsprache
Parallel title (eng)
Anti-semitism in the Arab world
Author
Karin Reichart
Advisor
Rüdiger Lohlker
Assessor
Rüdiger Lohlker
Abstract (deu)
Diese Masterarbeit widmet sich in einem ersten Schritt der Fragestellung: „Was ist das neue am sogenannten neuen Antisemitismus in der Arabischen Welt?“. Es handelt sich um sekundären Antisemitismus, welche die Opfer der Nakba mit den Opfern des Holocausts vergleicht. In Bezug auf diese Opferkonkurrenz stellt Edward Said den Araber*innen und Palästinenser*innen die Frage: „wie man die Anerkennung eigener Traumata verlangen könne, wenn man sich weigere, die Traumata des anderen zur Kenntnis zu nehmen“ (Wild 2013: 245). Diese Frage kann an dieser Stelle auch umgedreht werden und an die Lehrenden gestellt werden, deren Ziel es ist, Jugendlichen die deutsche Sprache und deren kulturelle Deutungsmuster näherzubringen: „Wie kann die Anerkennung der Einmaligkeit des Holocausts gefordert werden, ohne die Deutungsmuster der Lernenden kennenzulernen?“. Der Antisemitismus der Arabischen Welt ist eine Ideologie, die durch die Verbreitung europäischer Quellen wie Hitlers „Mein Kampf“ entstanden ist und dort zu einer eigenen Spielart des weltweiten Antisemitismus transformiert wurde (vgl. Holz; Kiefer 2010: 119). Die Antisemitische Semantik ist von einer antimodernen Gesellschaftsideologie geprägt (vgl. ebd.). Weitere Charakteristika sind Verschwörungstheorien, die Identifikation des Jüdischen als etwas Drittes sowie die Verstrickung von Nation und Religion (vgl. ebd. 121f). Der ehemalige Chefideologe der ägyptischen Muslimbruderschaft Sayyid Qutb versteht es, die weit verbreitete Verschwörungstheorie des jüdischen Streben zur Weltherrschaft mit der durch religiöse Quellen untermauerte Gefahr für die muslimische Gemeinschaft zu verknüpfen: „Hinter der materialistischen gottlosen Einstellung war ‚ein Jude‘, hinter der Einstellung der Bestialität (ḥayawānyīa) war ein Jude… hinter der Zerstörung der Familie und der Zerstückelung der heiligen Vereinigungen in der Gesellschaft … ein Jude.“ (Qutb 1993: 34, Übersetzung der Autorin). Der Fokus liegt auf dem inneren Feind, den Qutb in den säkularen Eliten und in den damaligen Machthabern sieht, denen er jüdisches Agententum vorwirft (ebd.:20). Es steht fest, dass es sich beim Thema Antisemitismus um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt; Deutschlernende mit arabischer Sozialisierung stellen nur einen Teil des Ganzen dar. Der vorgestellte Lösungsvorschlag für diese Zielgruppe wurde durch Aktionsforschung erarbeitet und ist im Anhang zu finden.
Abstract (eng)
The first question addressed in this paper is: “What has changed in the so called new anti-Semitism?” It is a form of secondary anti-Semitism in which the victims of Nakba are compared to those of the German holocaust during World War II. Edward Said asks Arabs and Palestinians the following question: “How can you demand the recognition of your own trauma, while refusing to acknowledge the trauma of others?” (Wild 2013:245). This question can also be reversed and addressed to those whose goal it is to teach teenagers the German language and its cultural interpretative pattern: How can one demand the recognition of the uniqueness of the holocaust, without knowing the interpretative patterns of the learners? Anti-Semitism within the Arabic world is an ideology which was spread through sources like Adolf Hitler's "Mein Kampf" and has been transformed to its own form of worldwide anti-Semitism (Holz; Kiefer 2010: 119). Anti-Semitic semantics was shaped by an anti-modern society (op. cit., p. 347). Other characteristics are conspiracy theories, the identification of the Jewish people as "the third" as well as the entanglement of state and religion. Sayyid Qutb, the former head of ideology of the Egyptian Muslim Brotherhood, knows how to relate the widespread conspiracy theory of the Jewish strive for global dominance with the endangerment of the Muslim community, underpinned through religious sources. He states: “Behind the doctrine of atheistic materialism was a Jew; behind the doctrine of animalistic sexuality was a Jew; and behind the destruction of the family and the shattering of sacred relationships in society … was a Jew” (Nettler 1987:103). The focus is on the internal enemy, identified by Qutb within the secondary elite and in the ruler at the time, whom he accuses of being Jewish agents (Qutb 1993:20). Anti-Semitism is a problem within the whole society, including students with Arabic backgrounds who learn German. The complete teaching materials for this target group, which were worked through collaborative action research, are in the appendix.
Keywords (eng)
Anti-SemitismArab WorldGerman as a foreign languagepedagogical implementation
Keywords (deu)
AntisemitismusArabische WeltDeutsch als ZweitspracheDidaktisierung
Type (deu)
Extent (deu)
163 verschieden gezählte Seiten : Illustrationen
Number of pages
163
Study plan
Masterstudium Arabische Welt: Sprache u. Gesellschaft
[UA]
[066]
[676]
Members (1)
Title (deu)
Antisemitismus in der Arabischen Welt
Lösungsansatz für den Unterricht Deutsch als Zweitsprache
Parallel title (eng)
Anti-semitism in the Arab world
Author
Karin Reichart
Abstract (deu)
Diese Masterarbeit widmet sich in einem ersten Schritt der Fragestellung: „Was ist das neue am sogenannten neuen Antisemitismus in der Arabischen Welt?“. Es handelt sich um sekundären Antisemitismus, welche die Opfer der Nakba mit den Opfern des Holocausts vergleicht. In Bezug auf diese Opferkonkurrenz stellt Edward Said den Araber*innen und Palästinenser*innen die Frage: „wie man die Anerkennung eigener Traumata verlangen könne, wenn man sich weigere, die Traumata des anderen zur Kenntnis zu nehmen“ (Wild 2013: 245). Diese Frage kann an dieser Stelle auch umgedreht werden und an die Lehrenden gestellt werden, deren Ziel es ist, Jugendlichen die deutsche Sprache und deren kulturelle Deutungsmuster näherzubringen: „Wie kann die Anerkennung der Einmaligkeit des Holocausts gefordert werden, ohne die Deutungsmuster der Lernenden kennenzulernen?“. Der Antisemitismus der Arabischen Welt ist eine Ideologie, die durch die Verbreitung europäischer Quellen wie Hitlers „Mein Kampf“ entstanden ist und dort zu einer eigenen Spielart des weltweiten Antisemitismus transformiert wurde (vgl. Holz; Kiefer 2010: 119). Die Antisemitische Semantik ist von einer antimodernen Gesellschaftsideologie geprägt (vgl. ebd.). Weitere Charakteristika sind Verschwörungstheorien, die Identifikation des Jüdischen als etwas Drittes sowie die Verstrickung von Nation und Religion (vgl. ebd. 121f). Der ehemalige Chefideologe der ägyptischen Muslimbruderschaft Sayyid Qutb versteht es, die weit verbreitete Verschwörungstheorie des jüdischen Streben zur Weltherrschaft mit der durch religiöse Quellen untermauerte Gefahr für die muslimische Gemeinschaft zu verknüpfen: „Hinter der materialistischen gottlosen Einstellung war ‚ein Jude‘, hinter der Einstellung der Bestialität (ḥayawānyīa) war ein Jude… hinter der Zerstörung der Familie und der Zerstückelung der heiligen Vereinigungen in der Gesellschaft … ein Jude.“ (Qutb 1993: 34, Übersetzung der Autorin). Der Fokus liegt auf dem inneren Feind, den Qutb in den säkularen Eliten und in den damaligen Machthabern sieht, denen er jüdisches Agententum vorwirft (ebd.:20). Es steht fest, dass es sich beim Thema Antisemitismus um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt; Deutschlernende mit arabischer Sozialisierung stellen nur einen Teil des Ganzen dar. Der vorgestellte Lösungsvorschlag für diese Zielgruppe wurde durch Aktionsforschung erarbeitet und ist im Anhang zu finden.
Abstract (eng)
The first question addressed in this paper is: “What has changed in the so called new anti-Semitism?” It is a form of secondary anti-Semitism in which the victims of Nakba are compared to those of the German holocaust during World War II. Edward Said asks Arabs and Palestinians the following question: “How can you demand the recognition of your own trauma, while refusing to acknowledge the trauma of others?” (Wild 2013:245). This question can also be reversed and addressed to those whose goal it is to teach teenagers the German language and its cultural interpretative pattern: How can one demand the recognition of the uniqueness of the holocaust, without knowing the interpretative patterns of the learners? Anti-Semitism within the Arabic world is an ideology which was spread through sources like Adolf Hitler's "Mein Kampf" and has been transformed to its own form of worldwide anti-Semitism (Holz; Kiefer 2010: 119). Anti-Semitic semantics was shaped by an anti-modern society (op. cit., p. 347). Other characteristics are conspiracy theories, the identification of the Jewish people as "the third" as well as the entanglement of state and religion. Sayyid Qutb, the former head of ideology of the Egyptian Muslim Brotherhood, knows how to relate the widespread conspiracy theory of the Jewish strive for global dominance with the endangerment of the Muslim community, underpinned through religious sources. He states: “Behind the doctrine of atheistic materialism was a Jew; behind the doctrine of animalistic sexuality was a Jew; and behind the destruction of the family and the shattering of sacred relationships in society … was a Jew” (Nettler 1987:103). The focus is on the internal enemy, identified by Qutb within the secondary elite and in the ruler at the time, whom he accuses of being Jewish agents (Qutb 1993:20). Anti-Semitism is a problem within the whole society, including students with Arabic backgrounds who learn German. The complete teaching materials for this target group, which were worked through collaborative action research, are in the appendix.
Keywords (eng)
Anti-SemitismArab WorldGerman as a foreign languagepedagogical implementation
Keywords (deu)
AntisemitismusArabische WeltDeutsch als ZweitspracheDidaktisierung
Type (deu)
Number of pages
163