Abstract (deu)
Die Werke des amerikanischen Schriftstellers David Foster Wallace (1962-2008) enthalten viele „Doublebinds“ – Probleme, bei denen der Versuch einer Lösung des Problems selbst ein Problem darstellt. Ein Doublebind besteht zwischen Einsamkeit und Isolation auf der einen Seite und Versuche, Einsamkeit aufzuheben auf der anderen. Wallace beschreibt die Schrecken der Einsamkeit und Isolation in einer immer stärker atomisierten Welt. Und er beschreibt, wie der Schmerz der Einsamkeit den Anstoß gibt, sich selbst hinzugeben. Dies kann entweder bewusst geschehen – wie bei dem Versuch, sich einer Nation oder einer Ideologie hinzugeben – oder (häufiger) unbewusst bei der Verfolgung von Zerstreuungen (Alkohol, Drogen, Ruhm, Sinnlichkeit und ähnliches mehr) um sich von der Einsamkeit abzulenken. Wallace nennt diese Versuche manchmal „Worship“ (Anbetung). Aber die meisten Formen von Worship helfen nicht wirklich, Einsamkeit und Isolation zu überwinden. Sie drehen sich zurück in eine immer tiefere Einsamkeit. Daher kann das Doublebind zwischen Einsamkeit und Worship auch als Doublebind der Einsamkeit angesehen werden – Einsamkeit als Doublebind. Wallace wollte nicht nur das Doublebind beschreiben; er wollte auch nach Wegen suchen, um es zu überwinden. Nach meiner Auslegung, deuten die Werke von Wallace darauf hin, dass es keine „Lösung“ des Doublebinds im Sinne einer Einsicht oder Praxis gibt, die es einem erlauben würde einfach zu entkommen. Es gibt jedoch Wege, mit dem Doublebind zu leben, ihm zu konfrontieren, und von innen her teilweise zu überwinden oder zu transzendieren. Ich versuche zu zeigen, dass für Wallace diese Wege religiöse und ethische Dimensionen haben. Sie sind Wege, um eine Ethik zu finden, die eine echte Verbindung mit anderen ermöglicht – ein Hingeben des Selbst, das paradoxerweise mit dem Auffinden des wahren Selbst zusammenfällt. Wallace nutzt dazu theologische und religiöse Begriffe. Ich versuche zu zeigen, dass die theologische Ethik in Wallace Impulse für die eigene Reflexion finden kann. Wallace kann der theologischen Ethik dabei helfen, der ideologischen Falle zu entkommen, sich als einfacher Ausweg aus dem Doublebind der conditio humana zu präsentieren. Sein Werk kann der theologischen Ethik helfen, sich dem erlebten menschlichen Zustand zu stellen und eine wahrhaft menschliche Weise, damit umzugehen theologisch zu reflektieren.