Abstract (deu)
Es gibt bislang nur eine geringe Anzahl an Studien, die sich der Untersuchung pro-tektiver Faktoren gegen Suizidalität widmen. Das Ziel dieser Studie ist daher, Natur-verbundenheit und Naturkontakt als potentiell protektive oder gesundheitsfördernde Faktoren im Zusammenhang mit Sinn im Leben, Lebenswille und Suizidrisiko zu un-tersuchen. Aufbauend auf den frühen existenzanalytischen Annahmen Frankls, wur-den die Hypothesen aufgestellt, dass Naturverbundenheit und die Häufigkeit in der Natur, mediiert über die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Sinn im Leben, den Le-benswillen stärken und gleichzeitig das Suizidrisiko vermindern können. Anhand ei-ner nicht-klinischen Stichprobe junger Erwachsener (N = 347) konnte ein auf Hypo-thesen basierendes komplexes Strukturgleichungsmodell via Pfadanalysen getestet und damit die Zusammenhänge und Wirkweisen der Konstrukte beleuchtet werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das finale Modell gut auf die empirischen Daten passt. Naturverbundenheit und Naturkontakt haben einen signifikanten, direk-ten und indirekten, positiven Effekt auf den Lebenswillen. Allerdings liegen keine sig-nifikanten Zusammenhänge zwischen Naturverbundenheit beziehungsweise Natur-kontakt und Suizidalität vor. Auch das Geschlecht, die Wohnumgebung sowie Frei-zeitaktivitäten mit Naturbezug spielen eine bedeutende Rolle hinsichtlich der Zu-sammenhänge im Modell. Die vorliegenden Befunde sind in Anbetracht klinisch-praktischer Implikationen im Bereich der Suizidprävention, Gesundheits- und Um-weltpsychologie von Bedeutung, und sollten in näherer Zukunft, in Anknüpfung an Studien mit ebenso gesundheitsfokussierter Blickrichtung, weitergehend untersucht werden.