Abstract (deu)
Lepidoptera sind eine der artenreichsten Insektenordnungen weltweit, dennoch sind viele Arten speziell in den Tropen, wo ihre Diversität besonders hoch ist, der Wissenschaft noch immer unbekannt. Artbestimmungen erfolgen oft aufgrund morphologischer Merkmale, was in einigen Fällen jedoch sehr schwierig sein kann. Aus diesem Grund wurden molekulare Methoden entwickelt, um die Arterkennung zu erleichtern. Einer der meist verwendeten Ansätze ist das sogenannte DNA-Barcoding, bei dem kurze DNA-Sequenzen aus Mitochondrien analysiert und verglichen werden. Dabei werden Cluster aus ähnlichen Sequenzen gebildet, genauer gesagt „operative taxonomische Einheiten“ (OTUs), welche Stellvertreter für Arten darstellen. Diese Studie konzentrierte sich auf die Gattung Eucereon (Erebidae, Arctiinae). Derzeit besteht diese Gattung aus über 150 beschriebenen Arten, morphologisch sind diese aber oft schwer zu unterscheiden. Außerdem wurde diese Gattung bisher nie taxonomisch überarbeitet. Die geographische Verbreitung von Eucereon Arten reicht von den südlichen USA über Mittelamerika bis zur Ostküste Brasiliens und sie kommen bis über 2000 m Höhe über dem Meeresspiegel vor. Eine Recherche dokumentierter Assoziationen der Larven mit Ihren Futterpflanzen zeigte eine Tendenz zur Spezialisierung auf giftige und milchsafthaltige Pflanzen auf; möglicherweise findet auch Pharmakophagie der adulten Falter statt. Insgesamt konnten 138 neue DNA-Sequenzen von mutmaßlichen Eucereon-Exemplaren erstellt werden, welche in Costa Rica, Panama und Ecuador gesammelt wurden. Um Hypothesen über Artgrenzen aufzustellen, wurden mehrere hochmoderne Methoden zur Artabgrenzung auf der Grundlage von Sequenzdaten angewandt und ihre Ergebnisse verglichen, und zwar BIN, 2% Distanzschwelle, ABGD, GMYC und bPTP. Die Befunde dieser Untersuchungen stimmten größtenteils mit der morphologischen Bestimmung überein. Mittels molekularbiologischer Auswertung wurden 42-45 OTUs gefunden, im Gegensatz zu den 40 Morphospezies. Keine der getesteten molekularbiologischen Methoden funktionierte besser als alle anderen. Die nähere Untersuchung der kompletten Gattung, nämlich die Auswertung aller in der Datenbank BOLD verfügbaren Barcode-Daten und der Flügelmuster der zugehörigen Falter, ergab 89 „Arten“, die vermutlich „echte“ Vertreter des Taxons Eucereon darstellen. Außerdem wurden für neun der erkannten BINs Haplotyp-Netzwerke erstellt und phylogeographische Analysen durchgeführt. Dabei wurde kein einheitliches Muster entdeckt, da sich das Ausmaß der DNA-Sequenzvariabilität innerhalb der BINs erheblich unterschied. Darüber hinaus ergab die Untersuchung der Gattung, dass etliche Arten, die aktuell acht anderen nominellen Gattungen zugeordnet werden, ebenfalls als zu Eucereon gehörig angesehen werden sollten. Um diese Hypothese zu testen, sind allerdings noch weiterführende Studien nötig.